Die drei Hauptfiguren sind alle einsam:
Die Frau, weil sie keinen Willen zur richtigen Kommunikation besitzt, der Alte, weil er schwerhörig und somit sein einziger Kommunikationsweg die Gestikulation ist, der Junge, weil er gerade neu eingezogen ist, deshalb noch niemanden kennt und weil wegen des Umzuges sich niemand um ihn zu kümmern scheint.
Allerdings gehen sie alle anders mit ihrem Isolationsproblem um:
Die Frau findet sich mit ihrer Einsamkeit ab, während der Junge und der Alte den Willen zur Kommunikation besitzen und sich am Leben erfreuen können.
Die Kurzgeschichte wird am Anfang aus der personalen Perspektive (Z. 1-53) erzählt. Diese vermittelt nur die eingeschränkte Sicht aus dem Fenster der Frau. Dadurch übernimmt man auch ihre Meinung und Erwartungshaltung, nämlich dass der Mann verrückt ist und sich gar das Leben nehmen könnte. Doch am Wendepunkt der Geschichte (ab Z. 53) erhält man durch die auktoriale Perspektive ein Gesamtbild der Situation.
Dieser Wendepunkt bedeutet allerdings für die Frau, dass es keine Sensation gibt und ihr Leben genauso weitergehen wird wie vorher.
Da die Protagonisten nur „Die Frau“, „Der Alte“ und „Der Junge“ genannt werden, wirken sie typisiert und sind repräsentativ für bestimmte gesellschaftliche Gruppen.
Wie auch in einigen Gedichten korrespondiert der grammatische Aufbau mit dem inhaltlichen Aufbau. Beim Höhepunkt zum Beispiel werden Wörter wie „atemlos“ (Z. 40) und „schnell arbeiten“ (Z.46) verwendet und unterstützen durch ihr Tempo die Klimax. Der Titel „Das Fenster-Theater“ ist die Hauptmetapher der Geschichte. Einmal negativ gemeint - die Frau, die um den Alten eine großes Theater macht - und einmal positiv gemeint - die beiden „Schauspieler“, die sich verkleiden und akrobatische Kunststücke vorführen.
Dazu gehört auch die Metapher des weitergeworfenen Lachens: Vom alten Mann zum Jungen, vom Jungen zu der Polizei.
Man findet hier das für Kurzgeschichten typische Stilmittel des Kontrastes vor:
geht man auf die Farbsymbolik der Geschichte ein, so stellt man fest, dass die Fenster der lachenden und lebensfrohen Figuren hell erleuchtet und die Dinge, die der Alte in seinem Repertoire verwendet, weiß sind, während das Fenster der Frau dunkel ist und somit für Isolation, Ernst und Starrheit steht.
Ich halte diese Geschichte für gelungen, weil man merkt, dass sich die Autorin um jedes Detail gekümmert hat und es schafft den Leser mit einem humorvollen Ende zu überraschen, aber gleichzeitig auch eine Moral zu übermitteln. Nämlich, dass man keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte, bevor man nicht alle Fakten kennt bzw. die Sache auch aus anderen Perspektiven betrachtet hat.