Wie wir alle wissen ist lernen ein wesentlicher Bestandteil im Leben jedes Menschen, vor allem eines Kindes. Viele tun sich damit aber schwer, weil sie nicht wissen, wie sie Lernprozesse anpacken und gestalten können, und häufig nicht einmal wissen, was sie eigentlich lernen wollen. So auch bei meinen fünf Jungs, die häufig etwas für die Schule lernen wollten, jedoch nie wussten, was genau und wie sie es anfangen sollten.
Diese Lernschwierigkeiten lassen sich besonders bei Schülern der 5. Klasse beobachten. Gerade wer am Anfang seiner Schulzeit steht, muss sich erst einmal daran gewöhnen, dass es auf einem Gymnasium häufig viel weniger Vorgaben gibt als in der Grundschule. Die Entscheidung, was, wann und wie getan wird, ist weitgehend vom Schüler selbst abhängig. Um sich dennoch im Schulalltag zurechtzufinden und letztendlich eine erfolgreiche Schulleistung zu erbringen ist es daher notwendig, dass die Schüler sich mit dem Begriff „Lernen“ auseinandersetzen, dass sie Wissen über Lernstrategien erlangen und lernen, diese einzusetzen. Also habe ich mit ihnen begonnen gezielt und strukturiert auf ihre Hausaufgaben und ihr Lernverhalten einzugehen und sie zu motivieren ihr Lernverhalten voll auszuschöpfen.
Matthias ist ein visueller Typ, genauso wie Martin und Pascal. Andreas hingegen ist ein haptischer Lerntyp, der jedoch auch gut mit Gesagtem umgehen kann. Kilian jedoch ist schwer einzuordnen, da er sich sehr schnell ablenken lässt und sich nur schwer auf Sachverhalte konzentrieren kann. Dennoch besitzt er eine hohe Auffassungsgabe und besonders im geometrischen Bereich der Mathematik weißt er eine hohe Kompetenz auf. So war er in der Lage eine geometrische Figur innerhalb weniger Minuten aus Bauklötzen zu formen, wofür ich gute 15 min gebraucht habe. Lukas und Daniel lasse ich jedoch bei dieser Diskussion außen vor, da ich zu wenig Stunden mit ihnen verbracht habe, um ein angemessenes Urteil über sie abzugeben.
Darüber hinaus war es für mich sehr wichtig, dass sie in der Lage waren, selbständig zu lernen. Dazu gehört, dass sie weitgehend ohne Anregung von außen, entscheiden können, was sie lernen, wann sie lernen und wie sie lernen. Sie müssen darüber hinaus in der Lage sein, das eigene Lernen zu kontrollieren und zu steuern. Um das zu verwirklichen, müssen die Schüler ihre Lernstrategien kennen und beherrschen, die sie gezielt zur eigenen Leistungs- und Motivationssteigerung einsetzen können. Um ein erfolgreiches Lernen zu unterstützen, sollten Schüler über Strategien im Umgang mit dem eigenen Wissen und mit Informationen verfügen. Sie dienen dazu, mögliche Lücken und Defizite im eigenen Wissen zu identifizieren und festzustellen, welcher Informations- und Wissensbedarf eigentlich besteht.
Also habe ich versucht über die verschiedenen Eingangskanäle zu versuchen, Informationen und Sachverhalte plausibel zu erklären und ihnen zu zeigen, wie sie gezielt darauf eingehen sollen. Matthias, der am Anfang einige Schwierigkeiten in Mathematik aufwies, versuchte ich seinen Eingangskanal auf visueller Ebene anzusprechen und ihm so zu helfen, das Gelesene aufzunehmen und zu verstehen. Dazu gehörten an der Tafel gerechnete Aufgaben, sowie auf einem Arbeitsblatt gestellte Fragestellungen. Sobald ich jedoch seinen auditiven Eingangskanal versuchte anzuregen, entgegnete er mir mit Unsicherheit und Nichtwissen. Dennoch hörte er mir stets neugierig zu, wenn ich den Jungs etwas von mir oder der Schule erzählte. Matthias scheint für mich ein sehr angenehmer Mensch zu sein, der immer versucht, das Klima zwischen sich und anderen auf positiver Ebene zu halten. Nie versuchte er mich oder andere durch Scherze zu ärgern.
Des weiteren war das Lernverhalten bei Pascal und Martin genauso, obwohl Martin weniger Hilfe als Matthias benötigte, da er ein sehr stiller Junge ist, der ordentlich und konzentriert seine Hausaufgaben erledigt. Sobald er fertig war, bearbeitete er freiwillig einen Zettel oder beschäftigte sich mit seinem Geschichtsbuch. Er empfand die Meditation, die ich zu Anfang einer Stunde neu eingeführt hatte, als sehr störend, da es ihm nicht gefiel die Augen zu schließen und nur über den auditiven Eingangskanal die Informationen aufzunehmen.
Pascal jedoch war ein sehr aufgeschlossener Junge, der sich von Anfang an sehr bemühte einen guten Eindruck auf mich zu machen und mir durch seine mathematischen Fähigkeiten zu imponieren. Mit ihm hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, denn er war nie zu laut oder störte das ruhige Klassenklima.
Bei Andreas empfand ich die Aufgabe, ihm plausibel und effizient Lernhilfen entsprechend seinem bevorzugten Eingangskanal zu liefern, als überaus schwierig. Ich habe versucht aus Stiften oder Büchern geometrische Formen zu bauen, damit er die gestellten Aufgaben in Mathematik leicht und schnell begreifen konnte; bei Problemen im Sprachbereich war dies jedoch nicht möglich, also habe ich auf andere Art und Weise versucht, ihm zu helfen, beispielsweise durch plastische Beschreibung der Situation, die gerade im Text erwähnt wurde oder ähnliches.
Kilian an sich ist ein Thema mit dem man sich lang und breit auseinandersetzen kann. Im Allgemeinen ist Kilian ein sehr netter und zuvorkommender Junge, andersherum jedoch auch ein sehr leicht abzulenkender und Lärm verursachender Junge. Ich kann es mir leider nicht erklären, aber aus irgendeinem Grund kam ich hervorragend mit Kilian klar. Als ich mich, bevor meine Hausaufgaben-Trainingseinheit begann, mit den anderen Leiterinnen aus meiner Gruppe Ramona und Andrea unterhalten habe, erzählten sie mir, welche Probleme sie mit Kilian gehabt hatten. Ich stellte mich von Anfang an darauf ein, ein schwieriges Kind betreuen zu müssen, stellte jedoch schon nach der ersten Stunde fest, dass dem nicht so ist. Er arbeitete zwar nicht ganz so konzentriert wie die anderen und ich musste ihn auch ein paar Mal die Stunde auffordern, dass er weiter an seinen Hausaufgaben arbeiten soll, während er in die Luft schaute und gar nichts tat, jedoch kann ich mich nicht über die Lautstärke von ihm beschweren. Kilian kann man, wie ich oben schon erwähnt habe, schlecht in eine Gruppe von Lerntypen einordnen und somit ist es mir auch schwer gefallen, ihm Lernhilfen bezüglich seinem Lernverhalten zu geben. Aber ich habe bemerkt, dass im Laufe der Zeit des Hausaufgabentrainings, die Zeit und die Art und Weise, wie und wie schnell er sie erledigt, sich deutlich gebessert haben und er immer schneller und konzentrierter bei der Sache war. Wenn er am Anfang noch weit hinter den Anderen lag, so hat er sie jetzt schon fast eingeholt.
Wenn ich abschließend über die einzelnen Lernverhalten der fünf Jungen bewertend Stellung nehmen soll, so kann ich feststellen, dass jeder der fünf Jungen Fortschritte im Lernverhalten erzielt hatte und jenes weiter ausbauen wird.
Da das Hausaufgaben-Training nur für die Jahrgangsstufe 11 gedacht ist, wird dies die letzte Einheit sein, in der ich Kinder aus der 5. Klasse betreuen werde, was ich generell sehr schade finde, da ich gerne mir ihnen „gearbeitet“ und so auch einige wichtige Einblicke im Lernverhalten, sowie im Rollenverhalten bekommen habe. Außerdem wurden durch die Stunden im Hausaufgaben-Training die rein theoretischen Inhalte des Pädagogikunterrichtes praktisch verdeutlicht und man konnte sie so anhand einer Gruppe von Kindern selbst erfahren und verstehen.