Camus verwendet eine bildhafte Sprache, die es erleichtert den rasch aufeinanderfolgenden Geschehnissen zu folgen. Häufig auftretende stilistische Merkmal sind Vergleiche und Metaphern.
Ein Beispiel für eine Metapher ist das das Wetter, durch welches die einzelnen Handlungen und Gefühle verdeutlicht werden. Das Wetter steht auch oft in Verbindungen mit Marie. Zum Beispiel wenn es Marie gut geht scheint die Sonne und dann macht sich auch in Mersault ein positives Gefühl breit.
Camus läßt den Gedanken des Erzählers freien Lauf. Im einen Moment ist noch die Rede von Maria, und im nächsten Moment steht ganz unerwartet das Wetter im Mittelpunkt.
“ Wegen meiner Müdigkeit und auch weil wir die Jalousien nicht geöffnet hatten, hat mich das sonnenpralle Tageslicht wie eine Ohrfeige getroffen. Marie hüpfte vor Freude und sagte unaufhörlich, wie schön das Wetter ware. Ich habe mich besser gefühlt und habe gemerkt, dass ich Hunger hatte.” 3
Marie lindert seine Schmerzen und ihre fröhliche und aufgeweckte Art lässt ihn unangenehme Sachen schnell vergessen. Dies kann man zum Beispiel auch in der Szene erkennen, in welcher Mersault sich über die Auswirkungen der Sonne auf seinen Körper beschwert, doch im nächsten Moment abgelenkt wird von Marie und so entzückt ist von ihrer unbeschwärten Art und Erscheinung und ihrem lockeren Herumgehüpfe, dass er sich gar nicht mehr um sich kümmert sonderin einfach nur Marie’s Anblick genießt.
Am Anfang des Buches erweckt es den Eindruck, Mersault sei der Starke in der Beziehung da er unabhängig zu sein scheint. Er lebt seit Jahren alleine ohne irgendwelche Freunde zu haben oder irgendjemanden zu brauchen. Nicht einmal seine Mutter. Es scheint, dass sich Marie in das Leben dieses starken und unabhängigen Mannes zu drängen versucht und sich an ihn klammern möchte. Sie will ihn auf keinen Fall verlieren, da sie schon eine Frau in einem gewissen Alter ist und eigentlich heiraten und eine Familie gründen will. Dies kann mach auch gleich am Anfang des Buches erkennen als zum Beispiel Marie ihm, nach nur sehr kurzer Zeit, einen Heiratsantrag macht, den sie auch nicht zurück nimmt, nachdem Mersault ihr klar gesagt hatte, dass er sie nicht liebt.
Später erkennt man jedoch, dass es umgekehrt ist und Mersault sich immer mehr an sie gewöhnt hat und auch von ihr abhängig wird.
Marie’s Lachen erheitert Mersault auch wenn er sie dafür nicht einmal sehen muss, es reicht wenn er sie irgendwo in der Ferne glücklich lachen hört. In dem Buch lacht Mersault kein einziges Mal, jedoch schafft er es heiter zu werden durch Marie’s Glücklichsein, dies wiederum zeigt wie abhängig Mersault von dieser Frau ist: “Gerade da lachte seine Frau mit Marie. Zum ersten Mal vielleicht habe ich wirklich gedacht, dass ich sie heiraten würde.”
In dieser Szene in der Mitte des Buches als sie gemeinsam an den Strand fahren, kann er sich sogar vorstellen, sie zu heiraten und auch im Gefängnis braucht er sie und denkt ziemlich oft über sie nach.
“Erst nach Marie’ erstem und einzigem Besuch hat alles angefange. Von dem Tag an, an dem ich ihren Brief bekommen habe (sie schrieb, dass man ihr nicht mehr erlaubte zu kommen, weil sie nicht meine Frau wäre), von diesem Tag an habe ich gefühlt, dass ich in meiner Zelle zu hause war und dass mein Leben hier aufhörte.”
Mit Marie fängt die Freude in seinem Leben an und seine Schmerzen werden gelindert, doch als ihm bewusst wird, dass er auf sie verzichten muss, erkennt er, dass ein Leben ohne sie nicht mehr möglich ist. Sie hilft ihm, obwohl sie es vielleicht nicht absichtlich getan hat seinem Schicksal entgegen zu treten. Er mag ihre Briefe und findet es gut, dass sie noch immer für ihn da ist. Auch wenn er im Gefängnis ist und es ihm nicht wirklich gut geht, schafft Marie es doch immer wieder Mersaults Schmerzen zu lindern und ihn kleine Unannähmlichkeiten vergessen zu lassen: “Mir war ein bisschen schlecht, und ich wäre gern gegangen. Der Krach tat mir weh. Aber andererseits wollte ich noch etwas von Maries Anwesenheit haben. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist. Marie hat mir von ihrer Arbeit erzählt, und sie lächelte unentwegt.”
Marie zeigt hier wieder Stärke und besucht ihn im Gefängnis, redet von ihrer gemeinsamen Zukunft, schreibt ihm Briefe, auf die sie nie eine Antwort erhält um ihm Halt zu geben und ihn zu unterstützen.
Auch in dem Moment, in dem über sein Leben oder seinen Tod entschieden wird und Marie als Zeugin aufgerufen wird, staunt er wieder über ihre Schönheit und macht sich Gedanken um ihr schönes Aussehen und nicht um sich selbst. Er erkennt auch, dass sie nervös ist und ihre Unterlippe geschwollen ist, dies zeigt wie nahe sich die beiden gekommen sind und wie viel sie voneinander wissen:
“Marie ist hereingekommen. Sie hatte einen Hut auf und war wieder schön. Aber mir gefiel sie mit offenem Haar besser. Von meinem Platz aus ahnte ich das leichte Gewicht ihres Busens und mir fiel ihre immer etwas geschwollene Unterlippe wieder auf.”
Dieses kleine Angewohnheit wäre ihm am Anfang des Buches sicherlich nicht aufgefallen, doch durch ihre warmherzige und offene Art, die ihm durch die allerschwersten Zeiten hilft, erfährt er zum ersten Mal richtige Zuneigung und ihm ist gar nicht bewusst wie viel Einfluss Marie auf seine Person hat.
Durch seine kurzen Sätze verdeutlicht Camus auch die Unsicherheit von Mersault, und dass er nichts voraus plant. Camus lässt seinen Erzähler seine Gedanken einfach gerade heraus sagen.
Am Ende des Buches zeigt sich, dass Mersault auf Marie auf seine Weise angewiesen war. Die Beziehung zwischen den beiden ist ganz wichtig, um zu erkennen, dass Mersault keine so gefühlskalte und unabhängige Person ist, wie man am Anfang glaubt, sondern, dass Marie viel mehr Stärke und Unabhängigkeit beweist als er. Aus diesem Grund entwickelte sich ich die These, dass Marie Mersault Halt verleiht. Man kann Mersaults Einstellung zur Liebe und zu Beziehungen so verstehen, dass er Angst davor hat eine Bindung einzugehen. Sein Vater verließ ihn und dadurch wurde ihm schon früh gezeigt, dass Beziehung nicht immer für die Ewigkeit sind.
Nach Camus Zitat am Anfang ist Liebe jedoch gleichgesetzt mit dem Einwilligen zusammen alt zu werden. Camus’ Angst vor Beziehungen macht in schwach und verletzlich. Marie schafft es jedoch mit ihrer Art Mersault Halt zu geben und macht ihm das Leben dadurch schmackhafter.
Ein Thema das bis heute noch immer aktuell ist, für das es jedoch schwierig ist Beispiele zu benennen, da man ja unmöglich in eine von anderen geführte Zweierbeziehung hinaunschauen kann, jedoch meine ich, dass solche Beziehungsmuster in der Vergangenheit vorkamen und sehr wohl auch heute noch gelebt werden.
Bibliographie:
Primärwerk:
Camus, A., Der Fremde, Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, 1961
Sekundärliteratur:
Braun A., Bertelsmann Jugend Lexikon’, Wissen Media Verlag GmbH, Gütersloh/München, 2005
Rainer G., Stichwort Literatur’, Veritas Verlag, Linz, 2009
Bertelsmann: “Bertelsmann Lexikon”, S 171 ff
Albert Camus: "Der Fremde", S. 27 ff