Ich habe mich in der vorliegenden Hausarbeit mit dem Thema der Sprechaktheorie auseinandergesetz:

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Universitaet Hildesheim

Wintersemester 2002/3

Seminartitel: Textproduktion

Thema der Arbeit:

Spechakttheorie”

Melania Lohmann

223 Stoney Stanton Road

CV1 4FT Coventry

Great Britain

[email protected]

Internationale Kommunikation und Uebersetzen

Fachsemester: 5

Matrikelnr. :186796

Inhaltsverzeichnis:

  1. Vorwort
  2. Der Sprechakt
  3. Der indirekte Sprechakt
  1.  Grice’sche Implikaturen
  2. Implikaturen

4.   Fazit

  1. Schlusswort
  2. Bibliographie

  1. Vorwort:

Ich habe mich in der vorliegenden Hausarbeit mit dem Thema der Sprechaktheorie auseinandergesetz:

“Es war die Sprechakttheorie, die einen entscheidenden Anstoss zur Entwicklung der Pragmatik oder Pragmalinguistik gab. Das Erstaunliche daran ist, dass die Spechakttheorie aus der Sprachphilosophie/Logik stammt, in der man sich ueber 2000 Jahre lang vorab mit einem ganz kleinen Ausschnitt aus der Menge natuerlichsprachiger Saetze beschaeftigt hat: mit Saetzen naemlich, die Aussagen ueber die Welt sind und die demzufolge daraufhin befragt werden koennen, ob sie wahr oder falsch sind. Natuerlich wusste man in den ueber 2000 Jahren, dass man sich nicht mit der ganzen Palette natuerlichsprachlicher Saetze beschaeftigte. Diese extreme Beschraenkung began man aber erst im 20.Jahrhundert im Umfeld der der sprachanalytischen Philosophie und der Philosophie der normalen Sprache langsam aufzubrechen, einer sprachphilosophischen Richtung, der –wie der Name sagt- die natuerlichen historischen Sprachen als Instrument der Erkenntnis mehr und mehr ein Problem wurden. Als Namen sind hier George E. Moore (1873-1958) und Ludwig Wittgenstein (1889-1951) zu nennen. Die Sprechakttheorie wurde von John L. Austin in einer Vorlesung im Jahre 1955 entwickelt. Nach Austins Tod hat man eine Nachschrift dieser Vorlesung unter dem Titel “ How to do things with words” herausgegeben. Dies ist die eigentliche Urschrift der Sprechakttheorie. In der Sprachwissenschaft wirksam geworden ist die Theorie jedoch vorab durch das Buch “ Speech acts” (1969) von John R. Searle, einem Schueler Austins. Die Rezeption dieses Buches und desjenigen von Austin hat die sogenannte pragmatische Wende in der Linguistik ganz entscheident forciert.”(vgl, Linke,Angelika S.182 )

 In meiner Arbeit werden zunaechst die wichtigsten Aspekte der Srechakttheorie herausgearbeitet und dann wird zusammenhaengend damit auf den “indirekten Sprechakt“ eingegangen. Abgesehen von Searles Ausfuehrungen werden ausserdem Grice’s Theorie der Implikaturen (1967) behandelt: Grice bafasste sich im Gegensatz zu Searle nicht nur mit Sprechakttheoretischen Prinzipien, sondern  mit dem allgemeinen Konversationsprinzip, ohne welches Kommunikation ueberhaupt nicht moeglich waere, weshalb ich auf diesen Punkt ergaenzend eingehe.

2. Der Sprechakt:

Der Sprechakt ist ein von John L. Austin eingefuehrter Begriff, der den Handlungsakt sprachlicher Aeusserungen bezeichnet. Austin uebt Kritik an einem alten philosophischen Vorurteil, naemlich, dass Sprache ausschliesslich dazu diene die Welt zu beschreiben. Er stellte dar, “dass es Aeusserungen gibt, die zwar grammatische Form von Tatsachenfeststellung haben, mit denen man jedoch keineswegs Tatsachen beschreibt, berichtet oder feststellt, sondern mit denen man vielmehr durch  den Vollzug einer Handlung Tatsachen schafft.” (vgl. Grewendorf S.381)

“Morgen komme ich”

“Mit diesem Satz aeussert man einen Satz der deutschen Sprache, der verstanden wird, auch wenn man nicht weiss, von wem oder wozu er geaeussert wurde. Weiss man, wer diesen Satz wann geaeussert hat, weiss man also, dass dieser Satz besagt, dass Simon am 20.03.03 kommt, so kennt man zwar den Inhalt der betreffenden Aeusserung, weiss aber noch nicht, was mit dieser Aeusserung getan wird. So weiss man z.B. nicht, ob es sich hier lediglich um eine Mitteilung handelt, ob ein Versprechen gegeben wird , ob ein Warnung ausgesprochen wird oder ob gedroht wird, kurz, man weiss nicht, welche Art von sprachlicher Handlung mit dieser Aeusserung vollzogen wird.” (vgl. Grewendorf S.380) Dieser Handlungsaspekt sprachlicher Aeusserungen bildet den Gegenstand von der von J.L. Austin entwickelten und von J.R. Searle fortgefuehrten Sprechakttheorie. Es wird untersucht inwiefern mit dem Aeussern von Saetzen Handlungen vollzogen werden. Unterschieden wird dazu zwischen performativen und konstantiven Aeusserungen. Spaeter wurden diese Unterschiede zugunsten von lokutionaeren, illokutionaeren und perlukutionaeren Akten weitereintwickelt.

Ein Beispiel fuer eine performative Aeusserung ist der Satz:

“Ich vermache dir meine Uhr.”

Performative Aeusserungen werden durch zwei Merkmale gekennzeichnet, naemlich, dass sie den Vollzug einer Handlung darstellen, und dass sie weder wahr noch falsch sind. Performative Verben werden oft mit “hiermit” verwendet. Austin unterscheidet zwei Typen von performativen Aeusserungen. Die explizit performativen Aeusserungen, bei denen das Verb explizit die Handlung bezeichnet

“ Ich verspreche dir, dass ich mich drum kuemmern werde”

und die primaer performativen Aeusserungen, bei denen den Aeusserungsumstaenden entnommen werden kann, welche Handlung mit ihnen vollzogen wird

“ Ich werde mich darum kuemmern.”

Ein Beispiel fuer eine konstantive Aeusserung ist der Satz:

“Ich bringe dir meine Uhr.”

Mit konstantiven Aeusserungen trifft man Feststellungen, die es mit Tatsachen zu tun haben und die je nachdem, ob sie diesen entsprechen oder nicht, wahr oder falsch sind. Waehrend bei konstantiven Aeusserungen die Frage nach der Wahrheit oder Falschheit im Vordergrund steht, ist die fuer die perfomative Aeusserung relevante Beurteilungsdimension die des Glueckens oder Nicht-Glueckens.

Performative und konstantive Aeusserungen koennen durchaus miteinander verbunden werden. Dass mit einer Aeusserung eine Handlung vollzogen wird, steht nicht im Gegensatz dazu, dass eine, wahre oder falsche, Aussage ueber die Welt getroffen wird. Man muss davon ausgehen, dass eine Aeusserung machen immer auch eine Handlung ist, auch wenn vermeintlich nur etwas festgestellt wird.

Nun stellt sich die Frage, was man denn tut, wenn man Saetze aeussert. Um auf diese Frage einzugehen ist es unumgaenglich die Grundbegriffe der Sprechakttheorie zu erlaeutern:

Austin hat zunaechst ein Model entwickelt, das in drei verschiedene Teilhandlungsmuster eingeteilt wird:

  1. Die aeusserungsbezogene Lokution betrifft die Handlung des Sagens, d.h. die unmittelbare Realisierung der propositionalen Konstituenten auf der Verwendungsebene;
  2. die funktionsbezogene Illokution betrifft Handlungen wie Bitten, Versprechen oder Behaupten;
  3.  die wirkungsbezogene Perlokution betrifft Handlungen, die darauf abzielen, bestimmte Effekte bei den Adressaten zu erreichen.

“Die Handlung des Sagens oder des Aeusserns einer oder mehrerer Propositionen nennt Austin die lokutive Handlung und den Aspekt, unter dem die Aeusserung als Vollzug dieser Handlung beschrieben werden kann, die Lokution.” (vgl. Bublitz ,S. 80) Diese laesst sich drei verschiedenen lokutiven Mustern zuordenen:

  1. phonetische Handlung: die Aeusserung an sich – Bewegung der Sprechwerkzeuge und damit Bildung von Woertern und Saetzen
  2. phatische Handlung: Realisierung abstrakter Muster eines Sprachsystems, Lauten werden Wortformen zugeordnet- Phoneme, Morpheme/Woerter,Saetze,Texte
  3. rhetische Handlung: inhaltsbezogen, einer Aussage wird eine Bedeutung zugeordnet (Referenz und Sinn), eine Proposition wird geaeussert.
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“Eine Aeusserung ist allerdings immer mehr als nur eine lokutive Handlung. Wenn wir uns aeussern, dann sagen wir nicht nur etwas, sondern wir vollziehen darueber hinaus Sprechhandlungen wie die des Fragens, Behauptens oder Bittens.” (vgl.Bublitz, S 82)  Sowohl fuer Austin als auch fuer Searle stellt dies den zentralen Punkt eines jeden Sprechaktes dar und sie nennen es die Illokution oder den illokutionaeren Akt.

  1. man spricht jemanden an, wendet sich an jemanden
  2. man spricht jemanden mit einer bestimmten Intention an: man will ihn informieren, gruessen, ihn warnen, ihm drohen, ihm etwas versorechen, ihn von etwas ueberzeugen usw..(vgl. ...

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