Bis Ende 1968 hatten die USA 543000 Soldaten in Südvietnam stationiert, doch war es dem Vietcong immer wieder gelungen, trotz schwerster Bombardements durch die Vereinigten Staaten, ein strategisches Gleichgewicht zu erzielen. Bereits Mitte Mai 1969, also vier Monate nach seinem Amtsantritt, legte Nixon dem Nordvietnam einen detaillierten Friedensplan vor, der jedoch von Hanoi nicht anerkannt wurde. Trotzdem gab Nixon im Juni 1969, nach Gesprächen mit dem Staatspräsidenten Südvietnams, erstmals den Abzug von 25000 US-Soldaten innerhalb des nächsten Monats bekannt. Kurz darauf verkündete Nixon auf einer Pressekonferenz sein Konzept der „Vietnamisierung“ des Krieges. Dieses Konzept sah vor, dass die US-Truppen stufenweise abgezogen werden sollten, sowie die Übertragung der Kriegführung in die alleinige Verantwortung Südvietnams.
Der Abzug amerikanischer Truppen hatte allerdings nicht das Ende des militärischen Engagements in Vietnam zur Folge. Um nach dem Abzug der US-Streitkräfte das Kräfteverhältnis zwischen Nord- und Südvietnam auszugleichen, veranlaßte Nixon unter Umgehung des Kongresses höchst umstrittene Vorstöße in das neutrale Kambodscha (1970) und nach Laos (1971). Hier nahm man Luftangriffe vor, die die militärische Stärke des Vietcong schwächen sollten. Desweiteren ließ Nixon ab April 1972 erneut nordvietnamesische Ziele aus der Luft angreifen und die Häfen verminen. Diese Maßnahmen sollten Nordvietnam in Gesprächen zu Zugeständnissen zwingen. Nach teilweise verheerenden Bombenangriffen auf Nordvietnam kam es am 27. Januar 1973, während der Pariser Vietnamkonferenz, zu den Pariser Friedensverträgen.
Nach dem Abzug der amerikanischen Truppen aus Vietnam war für die USA der Vietnamkrieg offiziell beendet. Obwohl die USA den Südvietnam weiterhin wirtschaftlich unterstützten, kam es nach einer Großoffensive nordvietnamesischer Truppen (ab Dezember 1974) am 30. April 1974 zu einer Kapitulation Südvietnams. Die Teilung Vietnams in die Staaten Nordvietnam und Südvietnam ist eine Folge des Vietnamkriegs.
3.2. Fortsetzung der Entspannungspolitik
Neben der Beendigung des Vietnamkriegs im Jahre 1973 hatte die Nixon-Administration die Aufgabe, die Entspannungspolitik, die die USA seit der Präsidentschaft Kennedys (1961-63) gegenüber der Sowjetunion führte, fortzusetzen. Konzepte der Entspannungspolitik wurden von Nixon bereits 1971 in der Nixon-Doktrin[1] ausgearbeitet.
Direkt nach der Amtsübernahme Nixons wollte die Sowjetunion Fakten zur Rüstungskontrolle erlangen, wobei die USA zugleich eine Beseitigung weiterer politischer Probleme bestrebten. Daraufhin fanden sich die drei Westmächte mit der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion am 26. März 1970 zu einer Diskussion zusammen. Darin ging es vor allem um das Berlinproblem, was darin bestand, dass die DDR z.B. ein Durchreiseverbot für Minister erließ und die Abhaltung der Bundesversammlung in Berlin untersagte. Man schloß aber am 12. August 1970 auch den Gewaltverzicht mit der Sowjetunion ab, woraufhin man am 3. September 1971 schließlich das Viermächteabkommen erfolgreich paragraphierte.
Der Konflikt mit der Sowjetunion war jedoch trotzdem noch lange nicht beseitigt. Aus diesem Grund machten Präsident Nixon und sein derzeitiger Sicherheitsberater Kissinger[2] aus der bilateralen[3] Weltpolitik eine trilaterale[3] Weltpolitik, indem sie die Republik China kontaktierten. Diese Maßnahme basierte natürlich auf dem Zerwürfnis, welches seit 1961 zwischen Moskau und _________________________
[1] Nixon-Doktrin: am 25.Februar 1971 vollständig ausgearbeitet; weitere Informationen dazu im Kapitel 3.3 Die Nixon-Doktrin
[2] Kissinger, Henry Alfred, US-amerikanischer Politiker deutscher Herkunft; *27.5.1923 in Fürth; seit 1938 in den USA; 1969-1975 Sicherheitsberater von Präsident Nixon; 1973-1977 US-Außenminister; beriet mehrere US-Regierungen in Fragen der Strategie und Abrüstung
[3] lateral: seitlich → bilateral: zweiseitig → trilateral: dreiseitig
Peking existierte und hatte zur Folge, dass man die Sowjetunion jederzeit von zwei Seiten hätte angreifen können.
Im Februar 1972 reiste Nixon nach Peking, um dort den hohen Stellenwert der Beziehungen zwischen den USA und China zu zeigen. Da Kissinger jedoch immer mehr Alternativen als die beiden anderen Partner des weltpolitischen Dreiecks haben wollte, achtete man stets darauf, dass das Verhältnis zu Peking nicht allzu freundschaftlich wurde, um somit die Sowjetunion unter keinen Umständen zu verärgern. In dieser Absicht bestand allerdings auch das Risiko, sich mit beiden Staaten zu verfeinden. Die beiden positiven Folgen daraus, nämlich die Erleichterung des Rückzugs aus Vietnam und die Erweiterung der weltpolitischen Handelsmöglichkeiten wogen dieses allerdings wieder auf.
Am 26. Mai 1972 beim Gipfeltreffen in Moskau konnte Nixon nun ohne größere Probleme das SALT-Abkommen abschließen. Dieses enthielt erstens einen ABM-Vertrag, der einen Verzicht beider Seiten (USA und SU) auf Raketenabwehrsysteme vorsah. Obwohl jede Seite noch zwei Systeme beibehalten durften, verzichteten die USA vollständig darauf.
Zweitens enthielt das SALT-Abkommen ein Interimsabkommen über die Begrenzung der strategischen Angriffswaffen: Für fünf Jahre durften keine neuen Raketen produziert werden.
Da man in den USA jedoch versuchte, die Qualität der Raketen in Form von Mehrfachsprengköpfen zu steigern, und man somit die Gefahr eines erneuten Wettrüstens einging, forderten 41 Senatoren und mehr als 100 Abgeordnete die sofortige Einstellung dieses Rüstungsprogramms. Kissinger jedoch ließ sich nicht von dieser Forderung beeinflussen, und so trat schließlich die von den Senatoren und Abgeordneten vorhergesagte Befürchtung ein.
Drittens umfaßte das SALT-Abkommen eine Vereinbarung über eine wirtschaftliche Zusammenarbeit. Hierin umschrieb ein amerikanisch - sowjetischer Handelsvertrag vom 18. Oktober 1972 erstmals die Beziehung zwischen der Sowjetunion und den USA als einen Duopol in der Weltpolitik und eine partielle Kooperation. Desweiteren einigte man sich darauf, Konflikte friedlich zu beseitigen und sich jeweils keinen einseitigen Vorteil aus der Kooperation zu verschaffen. Außerdem waren sich beide Regierungen darüber im Klaren, dass die ideologischen Differenzen trotzdem kein Hindernis für diplomatische Beziehungen darstellen sollte.
Durch den Artikel 4 dieses Abkommens, der eine Konsultation bei der Gefahr eines Atomkriegs festlegte, gab es jedoch seitens der USA Probleme mit den NATO-Mitgliedsstaaten. Denn auch im Nordatlantikpakt legte der Artikel 4 eine Konsultation bei einer Bedrohung fest. Es war also deutlich zu erkennen, dass sich die westlichen Verbündeten der USA große Sorgen um den wachsenden Bilateralismus der beiden Supermächte machten.
Auch wenn man im Vergleich zu anderen Zeiten des Kalten Krieges dabei war, aus der Koexistenz eine umfassende Zusammenarbeit zu machen, sagte Nixon 1973 bei der Neujahrsbotschaft, als die Entspannungspolitik zumal ihren Höhepunkt erreicht hatte, dass die Beziehung zur Sowjetunion zweifellos nicht „eine sich entwickelnde Struktur des Friedens“ sei. Es war vielmehr nur das Interesse beider Seiten „auf Anwendung oder Androhung von Gewalt gegenseitig zu verzichten“.
Da Nixon aber trotz dieser Äußerung häufig das Wort Frieden in Bezug auf das Verhältnis zur Sowjetunion verwandte, hatte das amerikanische Volk große Erwartungen in ihn gesetzt. Dieses war wohl schließlich auch der Hauptgrund für die Wiederwahl Nixons bei den Präsidentschaftswahlen 1972.
3.3. Die Nixon-Doktrin
Nixon, als 37. Präsident der Vereinigten Staaten, entwickelte eine Doktrin für die amerikanische Außenpolitik. Das theoretische Konzept dafür hatte er bereits 1969 in seinem 1. Amtsjahr entworfen. Am 25. Februar 1971 wurde es schließlich voll ausgearbeitet dem Kongreß vorgetragen.
Die Doktrin betraf hauptsächlich Staaten in Südostasien, aber auch alle Verbündete der USA, einschließlich Westeuropa. Die Hauptziele, die Nixon mit dieser Doktrin erreichen wollte, wurden in 4 Punkte aufgeteilt:
① Amerika wollte weiterhin die Rolle der Weltmacht behalten
② andere Länder sollten größere Verantwortung in der Weltpolitik übernehmen, und die Kosten für die Umsetzung der Programme, die für die Länder selbst und die USA von Vorteil sind, selbst tragen
③ bei Veränderungen in den strategischen Verhältnissen müssen neue Doktrinen ausgearbeitet werden
④ gegen den entstandenen Polyzentrismus in der kommunistischen Welt mußten neue Methoden zur Bekämpfung erarbeitet werden
Der Hauptzweck Nixons war allerdings, einen Frieden herbeizuführen, der von allen gemeinsam erreicht wird. Dazu mußten sich allerdings auch alle Länder beteiligen. Sie sollten u.a. die neue Partnerschaft mit größeren materiellen Beiträgen unterstützen, d.h. sie sollten sich aktiver an politischen Bereichen beteiligen und finanziell mehr zu den Programmen beitragen. Um die neue Partnerschaft zu festigen, legte Nixon 3 Grundlagen fest:
1. Die USA werden sich an alle vertraglichen Verpflichtungen halten.
2. Die USA werden den ihnen als für ihre Sicherheit lebenswichtig erachtenden Nationen Hilfe anbieten, falls deren Freiheit von einer Atommacht bedroht werde.
3. Bei anderen Arten von Aggression werden die USA den verbündeten Nationen sowohl wirtschaftliche als auch militärische Hilfe erweisen, jedoch nicht die Hauptverantwortung für die Aufstellung der für ihre Verteidigung erforderlichen Streitkräfte übernehmen.
Beachtenswert ist dabei allerdings, dass sich die Vereinigten Staaten nicht für die Sicherheit jeder Nation der Erde verantwortlich fühlten. Somit gaben sie die Rolle der Weltpolizei auf. In erster Linie stand für betroffene Nationen die Selbsthilfe. Ohne diese würde auch Amerika nicht viel zur Verteidigung beitragen. Um das neue System durchführen zu können, mußte zum einen das Vertrauen im Ausland bewahrt werden, und zum andern die neue Politik dem eigenen Volk klar und nahegebracht werden.
4. Die Watergate-Affäre
Auf dem Nationalkonvent der republikanischen Partei im August 1972 wurde Nixon zusammen mit den Vizepräsidenten Agnew erneut unangefochten als Präsidentschaftskandidat der Republikaner nominiert. Bei den Präsidentschaftswahlen am 7. November 1972 siegte Nixon über den Demokraten George McGovern in dem zweitgrößten Präsidentschaftswahlsieg in der Geschichte der USA. Doch Nixons manisches Mißtrauen und sein übergroßes Machtstreben sollten nur wenige Monate nach den Wahlen in der sogenannte Watergate-Affäre seinen politischen Niedergang einleiten. Auch heute noch wird Nixons Präsidentschaft mit diesem US-Politskandal in Verbindung gebracht. Aufgrund dieses Skandals ist Nixon als erster US-Präsident von seinem Amt zurückgetreten, um einer Amtsenthebung durch das Impeachment[1] zu entgehen.
4.1. Watergate: Chronologie der Ereignisse
Ausgangspunkt für den Watergate-Skandal war ein Einbruch am 17. Juni 1972 im Watergate-Hotel in Washington. Fünf Männer wurden dabei gefaßt, als sie in das Büro des Bundesausschusses der demokratischen Partei eindringen wollten, um dort eine elektronische Überwachungsanlage zu installieren. Anfangs war dieser Einbruch der Presse nur eine witzige Meldung wert und wurde kaum beachtet. Der Rest der Presse amüsierte sich sogar über Bob Woodward und Carl Beinstein, die Reporter der Zeitung Washington Post, die in vermeintlicher Besessenheit einen Skandal hinter diesem Einbruch vermuteten. Sie waren sich sicher, dass eine Verbindung von zum Weißen Haus und Präsident Nixon bestand. Anfangs war diese Vermutung jedoch nicht zu beweisen.
Am 30. August 1972 legt Nixons Rechtsberater John Dean einen Bericht vor, in dem die Watergate-Einbrüche untersucht wurden. Aus dem Bericht ging hervor, _________________________
[1] impeachment: siehe Kapitel 4.2. Impeachment
dass weder jemand aus dem Weißen Haus etwas von den Einbrüchen wußte, noch in irgendeiner Weise beteiligt war. Doch schon bald stellte sich heraus, dass es sich bei diesem Bericht nicht um die Wahrheit handelte.
Am 8. Januar 1973 begann der Prozeß gegen Bernard Barker, Virgilio Gonzalez, Eugenio Mertinez, Gordon Liddy und Howard E. Hunt, die fünf Männer, die bei dem Einbruch festgenommen wurden. Hunt wurde am 11. Januar für schuldig erklärt, die restlichen vier Männer am 15. Januar.
Zu diesem Zeitpunkt war jedoch schon längst klar, dass das Weiße Haus etwas zu verbergen hatte. Nicht zuletzt aufgrund der weiterhin hartnäckigen Nachforschungen der Washington Post Reporter Bernstein und Woodward. Diese unerbittlichen Nachforschungen ließen sich darauf zurückführen, dass die Reporter eine nach ihren Aussagen eine geheime Quelle hatten, die über die Vorgänge im Weißen Haus Bescheid wußte. Diese Quelle nannten sie „Deep Throat“[1] (dt. tiefe Quelle). Die Identität dieser Quelle ist bis heute unbekannt.
So konnte der Präsident die Verdächtigungen nicht von sich und seinen engen Vertrauten ablegen, und es kam schließlich so weit, dass der US-Senat am 7. Februar 1973 einen Untersuchungsausschuß gründete, der die Aktivitäten des Präsidenten während der Wahlkampfzeit und zu dem Zeitpunkt des Einbruchs feststellen sollte. Daraufhin kündigte Nixon am 17. April 1973 an, dass Mitglieder des Weißen Hauses vor dem Untersuchungsausschuß erscheinen werden, um dadurch schnell die Wahrheit darzulegen, eine Wahrheit, die ihn als unwissend darstellen sollte.
Diese Ankündigung war der erste Schritt zu einem schnellen politischen Absturz. Von nun an verging kaum eine Woche, in der der Präsident nicht neue schlechte Nachrichten erhalten hat. Es wurde alsbald offensichtlich, dass der Ausschuß für die Wiederwahl Nixons für den Einbruch verantwortlich war. Rechtsberater John Dean entpuppte sich als einer der entscheidenden Figuren im Einbruchsunternehmen. So kam es dazu, dass am 30. April 1973 der Staabschef des Präsidenten H. R. Haldemann, John D. Ehrlichman und John _________________________
[1] Deep Throat: siehe Kapitel 4.4. Deep Throat: Die „Tiefe Quelle“
Dean aus ihren Ämtern schieden. Nixon jedoch bestritt weiterhin sein Wissen von dem Einbruch, und jedweden Versuch eine Verbindung des Einbruchs zum Weißen Haus zu vertuschen.
Am 25. Mai 1973 Archibald Cox zum Sonderstaatsanwalt ernannt. Er sollte die Affäre untersuchen und aufdecken. Dabei erfuhr dieser eher zufällig, dass der von Natur aus mißtrauische Nixon alle seine Amtsgespräche im Weißen Haus auf Tonband aufzeichnete. Hierzu gab es im Weißen Haus ein installiertes Tonbandsystem. Man verlangte von dem Präsidenten, die Tonbänder vorzulegen, jedoch weigerte sich dieser zunächst energisch.
Im Oktober 1973 schlug Nixon einen Kompromiß vor. Nixon konnte nach stärker werdendem Druck auf seine Person immer weniger diesem Druck standhalten. So bot er an, Zusammenfassungen der Tonbandaufnahmen dem Untersuchungsausschuß vorzulegen.
Am 20. Oktober 1973 kam es jedoch dazu, daß sich Sonderstaatsanwalt Cox weigerte, die Zusammenfassungen anzunehmen. Daraufhin kam es zu einem Ereignis, dass als „Samstag Nacht Massaker“ bekannt wurde. Da Cox den Kompromiß Nixons nicht anerkannte, sollte Cox durch seinen Justizminister E. Richardson entlassen werden, da Cox sein Amt „zu konsequent“ ausführte. Doch Richardson protestierte dagegen und trat selber zurück. Daraufhin wurde Cox trotzdem aus seinem Amt entlassen. Dieses verursachte große Empörung im Land. Kurz darauf stimmt Nixon jedoch zu, die Tonbänder zu überreichen.
Der Nachfolger von Sonderstaatsanwalt Cox wurde am 1. November 1973 Leon Jaworski. Zu dieser Zeit wurden erste Anträge zum Impeachment vorgelegt.
Als erste Tonbänder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, kam zu Tage, dass der Weltpolitiker oftmals derb fluchte, manipulierte und oft hinterhältig war. Mit Hilfe der Tonbänder fand man nun heraus, dass der Präsident bereits kurz nach dem Einbruch versucht hatte jegliche Verbindungen zum Weißen Haus zu vertuschen. Diese Vertuschung wurde schließlich zum eigentlichen Skandal. So stand dem Impeachment nichts mehr im Weg. Am 6. Februar 1974 begann das Judiciary Committee des Repräsentantenhauses mit der Sammlung von Belastungsmaterial gegen Präsident Nixon.
4.2. Impeachment
Nach der amerikanischen Verfassung ist es möglich einen US-Präsidenten aus seinem Amt zu entfernen. Das dazu nötige Verfahren zur Amtsanklage und Amtsenthebung wird in den USA im Allgemeinen als Impeachment bezeichnet (engl. impeachment: Anklage, Anfechtung).
Als zulässige Anklagepunkte sieht die amerikanische Verfassung Hochverrat, Bestechung oder andere Verbrechen und strafbare Vergehen vor. Das Impeachment-Verfahren wird durch das Repräsentantenhaus eingeleitet. Durch eine einfache Mehrheit wird den, dem Repräsentantenhaus vorliegenden, Anklagepunkten zugestimmt. Das Verfahren wird daraufhin vom Senat weitergeführt. Der Senat übernimmt während des Impeachment die Rolle eines Gerichts. Kommt es hier zu einer zwei Drittel Mehrheit der anwesenden Senatoren, die einer Verurteilung zustimmen, wird der Präsident seines Amtes enthoben.
In der Geschichte der USA wurde erst gegen drei Präsidenten Amtsanklage erhoben. Es waren Andrew Johnson, Richard M. Nixon und Bill Clinton. Zu einer Amtsenthebung durch den Senat kam es schlußendlich jedoch in keinem Fall.
Anwendbar ist das Impeachment ebenfalls zur Anklage anderer Amtsinhaber des Bundes, wie z.B. Minister und Bundesrichter. Ausgenommen sind lediglich Mitglieder des Kongresses, sowie Offiziere der Streitkräfte.
4.3. Impeachmentartikel 1-3
In den Impeachmentartikeln werden die Anklagepunkte aufgeführt, die für das Impeachment von Bedeutung sind. Diese drei Impeachmentartikel wurden mit den Anklagepunkten am 27., 29. und 30. Juli 1974 vorgelegt. Ein Auszug der in den Artikel beinhalteten Anklagepunkte:
① Abgabe oder Anstiftung zur Abgabe von Falschaussage
② Nichtvorlage von Beweismaterialien
④ Einmischung oder versuchte Einmischung in Ermittlungen des Justizministeriums
⑥ Versuchter Mißbrauch des CIA
Dieses ist nur ein sehr kurzer Auszug aus den Anklagepunkten. Der Auszug zeigt aber schon gut, wie schwerwiegend die Anklagepunkte waren.
Bereits am 9. August 1974, also nur 10 Tage nach der Veröffentlichung des Artikels Nummer 3, tritt Nixon als erster Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger Präsident Gerald Ford begnadigt Nixon am 8. September 1974 für seine Taten. So brauchte sich Nixon nicht weiter vor strafrechtlichen Verfolgungen fürchten.
Für die amerikanische Bevölkerung war die komplette Affäre natürlich ein Schock. Das Präsidentenamt ist in den USA sehr hoch angesehen, und wenn der mächtigste Mann der Welt zurück tritt kommt das einer politischen Katastrophe gleich. Zur selben Zeit mußten sie erkennen, dass ihr Präsident über viele Dinge sehr abwertend gesprochen hat, wie z.B. über den ermordeten Kennedy, was das öffentliche Bild, dass man gegenüber Nixon hatte, so schlecht war, dass man glaubte, es handele bei ihm um einen machtbesessenen und hinterhältigen Menschen. In vielerlei Hinsicht mag diese Ansicht auch gestimmt haben.
4.4. Deep Throat: Die „tiefe Quelle“
Mittlerweile sind viele Jahre seit dem Rücktritt Nixons vergangen. Doch ein Geheimnis blieb bis zum heutigen Zeitpunkt bestehen. Wer war der mysteriöse Informant der Washington Post Reporter Woodward und Bernstein, der die beiden auf die richtige Spur in diesem Fall gebracht hat?
Woodward und Bernstein schweigen bis heute und geben ihre damalige Hauptquelle nicht preis. Aufgrund der Verschwiegenheit der Reporter gibt es heute sogar schon Zweifel, ob es diese ominöse Quelle überhaupt jemals gegeben hat.
5. Biographie: Richard M. Nixon, Teil 2
Nixons Leben nach der Watergate-Affäre bis zu seinem Tod
Nach dem Ende der Watergate-Affäre befand sich Nixon in den ersten Monaten nach seinem Rücktritt in einem sehr schlechten Gesundheitszustand. Im Oktober 1974 mußte sich Nixon einer Venenoperation unterziehen, die schwerwiegende Komplikationen nach sich zog. Zu seinem schlechten Gesundheitszustand kamen noch Berichte in den Medien, Nixon habe finanzielle Sorgen, die durch Steuerschulden, sowie Arzt- und Prozeßkosten entstanden sind. Dieses rundete das Bild in der Öffentlichkeit ab, Nixon sei ein „geschlagener Mann“.
Doch Nixon wollte nicht, dass sich dieses Bild in der öffentlichen Meinung hält. Mit einer für ihn charakteristischen Hartnäckigkeit und Disziplin versuchte er gegen seine politische Ächtung anzukämpfen und ein Ansehen als außenpolitischer Berater zu erreichen. Doch dieses blieb ihm vorerst verwehrt, da weitere peinliche Tonbänder Nixons veröffentlicht wurden. Die Veröffentlichung des Buches „The Final Days“ der Watergate-Enthüller Woodward und Bernstein trug weiter dazu bei, dass Nixon weiterhin für seine Verhaltensweisen geächtet wurde. Erst durch den Umstand, dass seit Jimmy Carter jeder Präsident, zuletzt auch Bill Clinton, Nixon bei verschiedenen Anlässen ins Weiße Haus einluden.
Im Laufe seines Lebens veröffentlichte Nixon zehn Bücher, die alle zu Bestsellern wurden. Nach dem Erscheinen seiner Memoiren im Jahr 1978 erhielt Nixon ein Honorar von 2 Millionen US-Dollar, die für ein Ende der Finanzsorgen Nixons sorgten. Alle zwei bis drei Jahre erschien von nun an ein weiteres Buch von Nixon. Diese Bücher berichteten über weltpolitische Entwicklungen, die Nixon mit seinen eigenen Lebenserfahrungen in Verbindung brachte.
Nixon unternahm weiterhin ausgedehnte Reisen nach Europa, Asien, Afrika und den Mittleren Osten, und wirkte als viel gefragter Berater nachfolgender Administrationen. Nachdem er 1986 Michael Gorbatschow in der Sowjetunion getroffen hatte, wird ihm heute zugesagt, er habe die Reagan-Administration näher mit der Sowjetführung zusammengebracht. Nixon spielte auch eine wichtige politische Rolle, nachdem die Sowjetunion zusammengebrochen war. Er bemühte sich den US-Kongreß davon zu überzeugen, dass es notwendig sei den neuen russischen Präsidenten Boris Jelzin politisch und finanziell zu unterstützen.
Richard Milhous Nixon starb am 22. April 1994 im Alter von 81 Jahren in New York an den Folgen eines Schlaganfalls, rund einem Jahr nachdem seine Frau Thelma Cathrine ,geb. Ryan, mit der er seit 1940 verheiratet war, im Juni 1993 an Lungenkrebs verstarb. Bei seinem Tod waren sein beiden Töchter Patricia und Julie anwesend, die ihm nach seinem Schlaganfall nicht mehr von der Seite gewichen waren.
Was Nixon zu seinen Lebzeiten verwehrt blieb, war die vollständige Wiederherstellung seines Rufes nach der Watergate-Affäre. Doch nach den Würdigungen nach seinem Tode war sein Ansehen weitgehend rehabilitiert.
Bill Clinton ehrte den Verstorbenen mit einem Staatsakt und erklärte den Tag seines Todes zu einem nationalen Trauertag.
6. Quellenanalyse: Nixon – der Film
Als Quelle soll der Film „Nixon“ (USA, 1995) analysiert werden. Die Quellenanalyse beinhaltet die Wiedergabe der im Film angesprochen Themen, die Umsetzung des historischen Materials sowie eine Kritik der Darstellungsweise des Themas.
6.1. Inhalt des Films
Der Film „Nixon“ aus dem Jahr 1995 (USA) des Regisseurs Oliver Stone ist eine Verfilmung des Lebens Richard M. Nixons, angefangen in seiner frühen Kindheit, bis schließlich zu seinem Rücktritt vom Präsidentenamt im Anschluß an die Watergate-Affäre im Jahr 1974.
Der mehr als dreistündige Film beinhaltet eine Vielzahl von Ereignissen aus Leben Richard Nixons (Anthony Hopkins). Man gewinnt einen Eindruck darüber, wie Nixon in seiner Kindheit gelebt hat. Es wird das Verhältnis zu seinen Eltern dargestellt, das Zusammenleben mit seinen Brüdern und man gewinnt einen Eindruck davon, in welchen Verhältnissen der spätere Präsident der USA aufgewachsen ist.
Der Film berichtet über Nixons Anfänge in seiner beruflichen Karriere als Anwalt, sowie seinen Einstieg in die Politik. Die Zeit als Vizepräsident der USA unter Präsident Dwight D. Eisenhower wird ebenso verarbeitet, wie seine Niederlage im Präsidentschaftswahlkampf 1960 gegen John F. Kennedy.
Das Hauptthema des Film ist jedoch eindeutig die Amtszeit Nixons als US-Präsident. Politische Maßnahmen in der Beziehung zu der Sowjetunion und China sind Teil des Films, sowie die Ausschreitungen, die zur Zeit des Vietnamkriegs in den USA oftmals vorkamen. Die Beendigung des Vietnamkonflikts ist ebenfalls umgesetzt.
Die größte Gewichtung wird während der Amtszeit Nixons der Watergate-Affäre zugesprochen. Es geht darum, was der Präsident wußte, und zu welchem Zeitpunkt er etwas wußte. Die Tonbandaufnahmen der Gespräche im Weißen Haus spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
Insgesamt beinhaltet der Film alle wichtigen Stationen im Leben Nixons und beschreibt viele Verhältnisse zu anderen Beteiligten in Nixons Umgebung. Der Film endet mit der Rede Nixons, die er zu seinem Rücktritt gehalten hat.
6.2. Umsetzung des historischen Materials
Der Film ist in seinem Aufbau nicht chronologisch. So beginnt der Film beispielsweise mit dem Einbruch in das Watergate-Hotel doch folgendeSzenen berichten über die Anfänge der politischen Karriere Nixons. Häufig erinnert sich Nixon an seine Kindheit, die als Rückblenden in schwarz-weiß dargestellt werden. Der nicht chronologische Aufbau ist das Hauptmerkmal des Films.
Ein weiteres Merkmal des Films ist die Einbindung von echtem historischen Archivmaterial, welches mit Hilfe von Computertechnik mit dem Schauspieler Anthony Hopkins in Verbindung gebracht wurde. So nimmt Anthony Hopkins alias Richard Nixon an einem Rededuell im Fernsehen mit Kennedy Teil. Durch diese Tricktechnik soll der Film an Glaubwürdigkeit gewinnen. Solche Szenen werden durch weiteres Material ergänzt, wie z.B. die berühmte Fahrt Kennedys am 22. November 1963 durch Dallas, als es zu der Ermordung Kennedys kam. Bemerkenswert ist auch die außergewöhnliche Kameraführung, die oft in hektischen Szenen oder in Rückblenden gewollt unkontrolliert ausgeführt wurde, um dadurch Situationen in einer verbesserten und realitätsnäheren Form zu vermitteln.
Historisch gesehen ist der Film „Nixon“ mehr eine Charakterdarstellung des Präsidenten. Sehr viele politische Ereignisse werden zwar aufgegriffen, doch ist deutlich zu erkennen, daß hauptsächlich Nixons Charakter herausgestellt werden sollte. Es werden viele Beziehungen dargestellt, wie die zu seiner Frau „Pat“ Nixon (Joan Allen) oder zu Henry Kissinger (Paul Sorvino). Auch Nixons teilweise vulgäre Sprache versucht der Regisseur dem Zuseher zu vermitteln.
Insgesamt fällt auf, dass erstaunlich viele historische Ereignisse in den Film eingebracht wurden, und dass man merklich versucht hat, Nixons Charaktereigenschaften dem Publikum zu vermitteln.
6.3. Filmkritik
Der Film zeichnet sich hauptsächlich durch die Qualität der Hauptdarsteller aus. Anthony Hopkins scheint die Rolle des Richard Nixon einverleibt zu haben, so daß man zeitweise gar das wahre Bild des Präsidenten vergißt und nur das Gesicht Anthony Hopkins im Gedächtnis behält, und das obwohl Hobkins Nixon vom Aussehen kaum ähnelt. Nicht umsonst wurde Hopkins für diese Rolle für den Oscar nominiert. Aber auch die Filmschauspielerin Joan Allen wurde verdientermaßen als beste Nebendarstellerin für die Rolle der „Pat“ Nixon für den höchsten Preis der Filmbranche vorgeschlagen. Insgesamt kann man die Auswahl der Schauspieler als äußerst gelungen bezeichnen.
Die nicht chronologische Abfolge der Ereignisse im Film kann von Kritikern als zeitweise verwirrend angesehen werden. Wenn jedoch der Film aufmerksam verfolgt wird, ist der Film zwar anspruchsvoll aber verständlich. Es muß allerdings vorgemerkt werden, dass gewisse geschichtliche Vorkenntnisse in diesem Film sehr vorteilhaft sind.
Die mehr als 3 Stunden Filmlänge erscheinen zunächst als sehr lang für einen Film, doch sind sie für die Fülle an Ereignissen im Leben des Politikers Nixon notwendig, um ein Porträt wie dieses zu schaffen, dass zudem noch viele wichtige historische Ereignisse in der neuzeitlichen Geschichte der USA und der gesamten Welt verarbeitet.
Insgesamt ist der Film unbedingt sehenswert, nicht zuletzt aufgrund der schauspielerischen Leistung, sowie der guten Leistung des Regisseurs bei dem Filmmaterial und in der nicht chronologischen Abfolge den Überblick zu behalten. Historisch ist „Nixon“ für die Generationen, die die Nixon-Ära nicht miterlebt haben, ein hervorragendes Mittel, um sich einen Eindruck vom bisher einzigen zurückgetreten Präsidenten der USA zu machen. Aber auch für die Menschen, die den Skandal miterlebt haben, werden sicher an dieser Aufarbeitung der Geschehnisse ein reges Interesse zeigen.
7. Schlußwort
Abschließend zu dieser Projektarbeit ist noch zu erwähnen, dass man sicherlich einige Aspekte in Nixons Leben hätte noch um einiges ausführen können. So war es nicht unbedingt immer einfach sich für einen Bereich zu entscheiden, der nicht mit in die Projektarbeit aufgenommen werden sollte oder nur kurz angesprochen wurde. So wäre es sicherlich interessant gewesen, z.B. etwas mehr über die Reaktion der Amerikaner auf die Watergate-Affäre zu erfahren.
Insgesamt hat das Thema unsere Gruppe interessiert, und wir konnten so viel über den Menschen und den Politiker Nixon erfahren.