Ginas Ängste sind im Gegensatz zu Hjalmars nachvollziehbar. Sie weiß, dass die Konsequenzen fatal wären, falls Hjalmar jemals herausfinden sollte, dass Hedvig in Wirklichkeit Großhändler Werles Tochter ist und dieser geplant hatte, die beiden zu verkuppeln um einen Skandal zu vermeiden. Gina plagen große Schuldgefühle, andererseits weiß sie um den Halt den sie Hjalmar in den letzten Jahren gegeben hat, und findet deshalb seine Reaktion auf das Geschehene übertrieben. Sie kann nicht verstehen wie er sich von Hedvig einfach so abwenden kann, wo seine „Tochter“ doch früher immer sein „Ein und Alles“ war. Wenn es sich um einen anderen als Hjalmar handeln würde, würde man sagen, dass Gina all diese schrecklichen Ereignisse verhindern hätte können wenn sie ihm von Anfang an die Wahrheit gesagt hätte, doch Hjalmar wäre nicht bereit und reif genug gewesen Hedvig als seine eigene Tochter anzunehmen und aufzuziehen.
Hedvig ist verzweifelt als die Zuneigung ihres Vaters von einem Tag auf den anderen verschwindet. Sie kann nicht verstehen warum er sie nicht mehr liebt und warum er sie immer wieder wie Luft behandelt.
Hjalmar: In diesen letzten Augenblicken, die ich in meinem ehemaligen Zuhause verbringe, wünsche ich von Störenfrieden verschont zu werden.
Hedvig: Meint er mich damit? [...] Die Wildente!
Die Angst Hjalmars Liebe endgültig zu verlieren, treibt sie dann in den Selbstmord. Nicht, weil sie das Leben nicht mehr schätzt nimmt sie sich das Leben, sondern einzig und allein um ihrem Vater zu beweisen, dass sie ihn wirklich liebt und ihn dazu zu bringen sie ebenfalls wieder zu lieben.
Hjalmar: Nun Relling, - warum sagst du nichts?
Relling: Die Kugel hat sie mitten in die Brust getroffen.
Hjalmar: Ja, aber sie wird doch wieder zu sich kommen!
Relling: Du siehst doch wohl, dass Hedvig nicht mehr lebt.
Gina: Oh, mein Kind, mein Kind!
Gregers: Auf dem Grunde des Meeres...
Hjalmar: Doch, doch, sie muss leben! Oh, Gott wird es dir lohnen, Relling, nur für einen Augenblick,
nur so lange, dass ich ihr sagen kann, wie unsagbar ich sie die ganze Zeit geliebt habe!
Relling: Das Herz ist getroffen. Innere Verblutung. Sie war sofort tot.
In Tennessee Williams „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ kann man ganz andere Arten von Ängsten entdecken.
Brick hat vor allem Angst vor sich selbst. Er hat Angst vor der Vergangenheit und davor, dass sie jemand wieder aufrühren könnte. Er trinkt um zu vergessen und um die Angst, die ihn stets umgibt erträglich zu machen. Brick ist aber auch wütend auf seine Frau, Magaret. Wäre sie nicht auf die absurde Idee gekommen, sein bester Freund Skipper könnte mehr als freundschaftliche Liebe Brick gegenüber empfinden, dann hätte Skipper auch nicht mit ihr geschlafen um ihr das Gegenteil zu beweisen. Doch Magaret lag gar nicht so falsch, Skipper rief Brick dann später an, um ihm alles zu erzählen, doch Brick wollte es nicht hören und wies ihn ab, Da beging Skipper Selbstmord und ließ Brick mit einem Schuldbewusstsein und einer Trauer zurück, der er nicht gewachsen war. Da Magaret nichts von dem Telefonat weiß gibt auch sie sich die Schuld an dieser schrecklichen Tragödie. Sie hat Angst vor der Tatsache, dass Brick sie nicht mehr liebt und, dass er sie vielleicht nie wirklich geliebt hat. Magaret kann darüber reden und sich so die Schmerzen erleichtern, sie hat noch Hoffnung, dass sie ihre Beziehung zu Brick noch retten kann, doch bei Brick ist der Schmerz allgemeiner Gleichgültigkeit gewichen. Der Hass auf sich selbst ist so groß, dass der einzige Höhepunkt seines Lebens darin besteht, den Punkt zu erreichen an dem er so alkoholisiert ist, dass er sich selbst wieder ertragen kann.
[...] Brick lächelt und verbeugt sich ein wenig. Er macht eine burleske Geste der Galanterie, um Maggie den Vortritt zu lassen. Dann humpelt er auf seiner Krücke geradewegs zur Bar. Absolute Stille. Alle starren Brick an, so wie sie ihn immer anstarren, wenn er spricht oder was tut oder kommt und geht. Er lässt einen Eiswürfel nach dem andern, in sein Glas fallen, dann sieht er plötzlich, aber nicht schnell, mit einem ironischen, charmanten Lächeln über die Schulter zurück und sagt.
Brick: Entschuldigung! Sonst noch wer?
Big Mama: Nein, mein Sohn. Und ich wollte, du auch nicht!
Brick: Ich wollte, ich müsste nicht, Big Mama, aber ich warte noch immer auf diesen Knacks im Kopf, der alles erträglicher macht!
Big Mama macht sich hingegen nur Sorgen was mit ihr geschehen könnte, wenn ihr Mann stirbt und setzt sich schon jetzt dafür ein, dass sie nach Big Daddys Tod die Kontrolle über seine ganzen Besitze hat. Sie scheint nicht zu merken wie sehr Big Daddy sie hasst, oder sie hat einfach Angst davor es sich selbst gegenüber zuzugeben.
Big Daddy ist eigentlich ein sympathischer Charakter. Obwohl er oft wirklich gemein zu seiner Frau und Mae und Gooper ist, hat man dafür Verständnis, da diese Menschen es wirklich nicht verdient haben, mit Samthandschuhen angefasst zu werden. Er liebt aber Brick und hat Angst, dass er ihm nicht mehr aus seiner Alkoholsucht helfen kann, da er ja jetzt selbst todkrank ist. Trotzdem schafft er es bei einem klärenden Gespräch eine Veränderung in Bricks Leben hervorzurufen.
Ängste kontrollieren all die Charaktere in den beiden Werken. Diese Ängste hindern sie daran das Richtige zu tun, sie hemmen sie und lassen sie die Unwahrheit sagen. Wenn es ganz schlimm ist, flüchten manche in die Sucht, oder auch in den Selbstmord. Sie werden ihre Probleme erst lösen können, wenn sie es schaffen ihre Ängste zu überwinden, und diese Weisheit gilt wohl auch im „richtigen“ Leben, denn wir alle leben beherrscht von unseren Ängsten.