Mit der Jahreswende kam der Euro in den Umlauf und machte kaum Probleme. Es gab Einzelfälle, wo einige abgehobenen Euro-Beträge noch einmal mit dem Euro-Kurs multipliziert wurden. Das Arbeitsamt musste auch mit kleinen Europannen kämpfen. Rund 100.000 Empfänger des Überbrückungsgeldes hatten seine Unterstützung wegen eines einfachen Computerfehlers nicht bekommen.
Jedoch im Vergleich zur gewaltigen Zahl der Bundesbürger, die mit der neuen Währung empfangen, und der reine Umfang der Durchführung, sind fast alles sich darüber einig, dass die Einführung des Euros erfolgreich ist. Also jetzt muss er halten, was die Befürworter versprochen haben.
Was bringt der Euro der Wirtschaft? Die neue Währung soll eine Lokomotive für den deutschen Export werden. 56 Prozent ihres Außenhandels treibt die deutsche Wirtschaft schon heute mit EU-Partnern und das wird nur wachsen. Ungefähr jeder vierte Arbeitsplatz hängt vom Export ab. Die Währungsunion hat unter den Partnern alle Fluktuationen des Wechselkurses beendet. Deshalb haben die Betriebe der Eurozone mehr langfristige Sicherheit beim Export, was europaweit Konkurrenz und Investition fördern sollte.
Wechselkursbedingte Wettbewerbsverzerrungen werden auch beendet. Heute können Firmen und Verbraucher einfach die Preise in den Mitgliedsstaaten vergleichen und dank morderner Beförderungsmittel einfach über große Distanzen vom Preisgefälle profitieren.
Auch ist es für den Durchschnittsbundesbürger am Devisenmarkt viel einfacher. Beim Reisen in den Euroländern braucht man heute nur eine Währung. Deshalb könnte man das Geld sparen, das früher vom Reisebüro als Provision bekommt wurde.
Keinesfalls aber schuff der Euro keine Probleme. Die Umstellung selbst kostet die Bundesregierung rund 19 Milliarder Mark and allen deutschen Einzelhändlern etwa 30 Milliarden Mark. Viele Deutsche machten sich Sorgen, dass durch die Konsequenzen dieser Kosten in Kombination mit dem Durcheinander der Preisumstellung die Möglichkeit bestehen könnte, dass Betriebe die Euro-Umstellung zu Preiserhöhungen nutzen würden.
Wird der Euro doch zur Teuro? Die Ängste wurden nach der Jahreswende bestärkt. Laut einer Studie des Kölner Instituts für angewandte Verbraucherforschung (IFAV), sei der Preis jedes vierten Produkts seit der Währungsumstellung gestiegen, besonders bei den Gemüsehändlern, Bäckern, Kneipen und Pizza-Lieferanten. Verbraucherzentralen Sprecher Theo Wolzing sagte, dass die Händler immer den gestiegenen Rohstoffpreise und höheren Lohnkosten die Schuld gäben, obwohl viele nur ein bißchen mehr Geld verdienen wollten. Steigende Preise könnten zu hohen Inflation, was komischerweise durch die Euro-Einführung gesorgt werden sollte, und auch zur Verbraucherempörung führen.
Momentan bringt die deutsche Rezession andere Problemen hervor. Arbeitslosigkeit hat zu wachsenden Sozialhilfebezahlungen und sinkenden Steueraufkommen geführt, und dadurch hat die Bundesregierung jetzt ernste Haushaltsprobleme. Außerdem konnte der Staat früher in nationalen Unternehmen investieren, um Arbeitsplätze zu schaffen und die Wirtschaft anzukerbeln. Gemäß den Stabilitätspaktbedingungen aber darf Neuverschuldung eines Landes die Grenze von 3% der Wirtschaftsleistung nicht überschreiten. Neulich hat die EU-Kommission an Deutschland eine Warnung ergeben lassen, dass es Gefahr läuft, die Grenze zu überqueren. Laut der Kommision werde Deutschland dieses Jahr eine Defizit von 2,7% des BIP haben. Wenn Deutschland die Grenze überquert, wären die Konsequenzen sehr schwer. Gewaltige Geldstrafe, von bis 0,5% des BIP, könnten für eine deutsche Wirtschaft, die schon in Schwierigkeiten ist, ernste Folgen bedeuten.
Der Euro ist auch keine harte Währung – seit dem Anfang ist er stark gefallen. Sind das aber schlechte Nachrichten für die deutsche Wirtschaft? Obwohl eine starke Währung wünsches- und estrebenswert ist, ist der schwächere Euro aus wirtschaftlicher Sicht nicht ungünstig. Im Moment steht Deutschland vor erheblichen Problemen und Rezession. Durch den Kaufkraftverlust verbilligten sich deutscher Exportgüter im Ausland und die Preise außländisher Imports nahmen sich zu. Folglich wird das einen Überschuß in der Handelsbilanz verursachen, der die Wirtschaft ankurbeln und zu einer nachhaltigen Verbesserung führen könnte.
Also was werden die Folge der Währungsunion auf die deutsche Wirtschaft sein? An dieser vieldiskutierten Frage scheiden sich die Geister. Es steht fest aber, dass der Euro für alle Zeiten die wirtschaftliche Landschaft Europas völlig verändert hat. Es ist aber nicht so sicher, ob er Deutschland helfen oder hindern wird.
Viele mögliche Vorteilen der Währungsumstellung gäbe es für die Wirtschaft Deutschlands. Eine rieisige Erweiterung des Exporthandels durch die Abschaffung der Transaktionskosten könnte eine deutsche Wirtschaftserholung antreiben, und deshalb Arbeitslosigkeit reduzieren und viele Arbeitsplätze sichern. Preisdurchsichtigkeit über der Eurozone könnte zu mehr Konkurrenz führen, was die Preise und Lebenshaltungskosten in Deutschland herabsetzen sollte.
Die nachteiligen Folgen werden aber leicht unterschätzt. Viele Betrieben haben die Euro-Umstellung zu Preiserhöhung genutzt, die eine Inflationsteigerung verursacht hat. Eine schwankende Währung und wachsende Staatsschulden könnten den Stabilitätspakt bedrohen und deshalb zu Finanzunverantwortlichkeit und einem steigenden Leitzins führen. Dadurch würde wichtige deutsche Investition verhindert und unerläßliche Arbeitsplätze verloren werden.
Wir dürfen nicht vergessen, dass die Euro-Umstellung keine Währungsreform ist, sondern ein bloßer Umrechnungvorgang. Der Euro ist ein Unternehmen des bisher unbekannten Ausmaßes, das die europäischen Ländern enger als je zuvor verbinden wird. Langfristig muss die deutsche Wirtschaft sich auf den Euro einstellen, um die Vorteile zu maximieren und die Nachteile zu minimieren.