Einsetzung und Dienst eines Abtes (De ordinando abbate).
10 Einsetzung und Dienst eines Abtes(De ordinando abbate) In dieser Regel geht es um die Eigenschaften die ein Mönch haben muss um als Abt gewählt zu werden. Es ist im ganzen auch eine Art Anleitung für den Abt um immer richtig und in Gottes Namen zu handeln. Es wird beschrieben, wie ein Abt gewählt wird. „Entscheidend für die Wahl und Einsetzung seien Bewährung im Leben und Weisheit in der Lehre.“(BR Kapitel 64 Vers 2) Der Abt muss immer unter Gottes Namen seine Arbeit verrichten und „mehr helfen als herrschen“(BR Kapitel 64 Vers 8) Er ist Gottes Stellvertreter auf Erden und so muss er sich gegenüber seinen Brüdern auch verhalten. Seine Barmherzigkeit soll größer sein als seine Strenge. Es ist seine Aufgabe die Mönche nach ihren Fähigkeiten zu beurteilen und sie entsprechend einzusetzen, so dass alle gleichwertig in der Gemeinschaft leben. Die erste Bibelstelle die Benedikt hier verwendet hat steht bei Mt 13 Vers 52.Dort heißt es: „Ideo omnis scriba doctus in regno carlorum, similisest homini patrifamilias, qui profert de thesauro suo nova et vetera.“ („Drum gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreiches geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.“(Luther-Bibel)) Benedikt verwendet hier das Zitat nicht wörtlich, sondern er gebraucht es um die Eigenschaften die ein Abt haben muss näher zu erläutern. In der Regel heißt es: „Er muss daher das göttliche Gesetz genau
kennen, damit er Bescheid weiß und (einen Schatz) hat, aus dem er Neues und Altes hervorholen kann.(BR Kapitel 64 Vers 9) In der Bibel hat dieser Vers aber eigentlich die gleiche Bedeutung. Es geht um das Gleichnis vom Fischnetz und das Zitat steht am Schluss um zu verdeutlichen, dass jeder, der Gott dient einen Schatz hat aus dem er seine Kraft gewinnen kann und auch als „Vater“ anderen diesen Schatz vermitteln kann. Benedikt verwendet das Zitat unter dem gleichen Gesichtspunkt. Er will sagen, dass auch der Abt aus diesem Schatz seine Weisheit und auch Kraft bezieht um gerecht Urteilen zu ...
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kennen, damit er Bescheid weiß und (einen Schatz) hat, aus dem er Neues und Altes hervorholen kann.(BR Kapitel 64 Vers 9) In der Bibel hat dieser Vers aber eigentlich die gleiche Bedeutung. Es geht um das Gleichnis vom Fischnetz und das Zitat steht am Schluss um zu verdeutlichen, dass jeder, der Gott dient einen Schatz hat aus dem er seine Kraft gewinnen kann und auch als „Vater“ anderen diesen Schatz vermitteln kann. Benedikt verwendet das Zitat unter dem gleichen Gesichtspunkt. Er will sagen, dass auch der Abt aus diesem Schatz seine Weisheit und auch Kraft bezieht um gerecht Urteilen zu können und um immer die richtigen Entscheidungen zu treffen. Der Abt ist auch wie bei Mt 13 Vers 52 steht der „Hausvater“(Luther-Bibel) der die Anderen lenkt und im Namen Gottes handelt. Der Schatz von dem hier die Rede ist, spiegelt sich also im göttlichen Gesetz wieder und ist der zentrale Aspekt, nicht nur für den Abt, sondern für alle Glaubenden. Weiterhin muss ein Abt „selbstlos, nüchtern und barmherzig“(BR Kapitel 64 Vers9) sein. Hierzu wurde auch eine weitere Bibelstelle hinzugezogen, denn bei Timotheus 3 Vers 2 geht es um die Eigenschaften die ein Bischof haben muss und die Benedikt auf den Abt überträgt. „Ein Bischof soll untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, maßvoll, würdig, gastfrei, geschickt im Lehren“(1 Tim 3 Vers 2) Diese Eigenschaften lassen sich leicht auf die Position eines Abtes übertragen. Man kann also sagen, dass Benedikt diese Bibelstelle geschickt und auch sinngemäß mit eingebaut hat, um die Charakterzüge, die man als Abt besitzen muss, näher zu definieren und auch um dem Abt selbst eine Art Anleitung zugeben, nach der er lehrt. Der nächste Bezug zur Regel steht bei Jakobus 2 Vers 13. Dort heißt es: „Iudicium enim sine misericordia illi, qui non fecit misericordiam: superexaltat autem misericordia iudicium.”(Es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht.) In der Regel will Benedikt damit sagen, dass dem Abt auch die Barmherzigkeit wichtiger sein sollte als das Gericht. „Immer gehe ihm Barmherzigkeit über das strenge Gericht“(BR Kapitel 64 Vers 10) Der Abt muss das Gleichgewicht zwischen Strenge und Barmherzigkeit finden und Benedikt verwendet diese Stelle aus der Bibel um dies dem Abt vor Augen zu führen. Die letzte Aussage hat er sogar wörtlich übernommen: „superexaltet misericordia iudicio“(BR Kapitel 64 Vers 5) In der Bibel ist diese Stelle überschrieben mit „Kein Ansehen der Person in der Gemeinde“( Luther Bibel) Dort bringt Jakobus das Beispiel, dass alle Menschen gleich zu beurteilen zu sind, egal ob arm oder reich. Die von Benedikt verwendete Bibelstelle steht am Ende und ist eine art Schlussfolgerung, die er auf den Abt bezieht. Also ist dieser Vers sinngemäß übernommen worden, denn Jakobus bezieht sich auf alle Menschen, also auch auf den jeweiligen Abt. Außerdem will Benedikt dem Abt hier noch eine wichtige Handlungsweise zeigen, denn die Barmherzigkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften eines guten Abtes und er muss sie höher stellen als das „Gericht“(BR Kapitel 64 Vers 10). Nun übernimmt Benedikt noch eine Metapher aus der Bibel fast wörtlich. „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen“(Jesaja 42 Vers 3)/ „Er denke daran, dass man das geknickte Rohr nicht zerbrechen darf.“(BR Kapitel 64 Vers 13) In der Bibel spricht Jesaja von dem Knecht Gottes und das tut Benedikt auch, denn der Abt ist in dieser Position. Er will mit dieser Metapher sagen, das der Abt immer vorsichtig und klug handeln muss um allen Mönchen gerecht zu werden. Deshalb soll ich, ihm hier klar gemacht werden das auch er gebrechlich ist. Er darf nicht zu weit gehen wenn er einen Mönch zurechtweisen muss und soll dabei auch immer an seine eigene Fehlbarkeit denken. Um dem Abt eine weiter wichtige Lektion zu erklären verwendet er wiederum eine Metapher. „er denke an die maßvolle Unterscheidung des heiligen Jakob, der sagt: Wenn ich meine Herden unterwegs überanstrenge, werden alle an einem Tage zugrundegehen.“(BR Kapitel 64 Vers18) Benedikt will dem Abt damit zeigen, dass er alle Dinge auch nur in Maßen halten sollte. Zum Beispiel die Arbeit oder andere Aufträge der Mönche. Er ist der Schäfer über die Herden und er hat dafür zu sorgen, dass alles geordnet und in einem geregelten Rahmen abläuft. Mit dieser Metapher bekommt die Regel noch mehr Ausdruckskraft und zeigt dem Abt deutlich worauf er zu achten hat. Benedikt hat also wieder eine Bibelstelle geschickt in die Regel integriert und zu einer zentralen Aussage gemacht. Ans Ende der Regel setzt er noch ein Zitat aus Mt 24 Vers 47 : „Amen dico vobis, quoniam(ait) super omnia bona sua constituit eum.“(Amen, ich sage euch, er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens bestellen.) Er zeigt hier, dass, wenn der Abt die vorher geschilderten Eigenschaften besitzt und sich durch sein Barmherzigkeit und Selbstlosigkeit ausgezeichnet hat, kann er sich als „Verwalter des ganzen Vermögens“ (BR Kapitel 64 Vers 5) betrachten. Das soll bedeuten, dass er sich als würdiger Vertreter Gottes auf Erden sehen kann und in seinem Namen die Mönche lehren kann und darf. In der Bibel ist diese Stelle überschrieben mit: „Vom treuen und vom bösen Knecht“(Luther-Bibel). Auch hier geht es um die Vertretung Gottes auf Erden. Ein treuer Knecht ist derjenige, der den Schatz, das göttliche Gesetz, auf Erden vertritt und das ist in diesem Fall der Abt. Man sieht also auch hier wieder, dass Benedikt dieses Zitat nicht ohne Grund verwendet hat und es sinngemäß in die Regel einfügt hat. Insgesamt sieht man hier wieder den typischen Aufbau einer Regel. Benedikt integriert einige Stellen aus der Bibel, auch wenn sie manchmal eigentlich einen anderen Sinn haben, um der Regel mehr Ausdrucksstärke zu verleihen. Alles ist in sich schlüssig und es ergibt sich hier eine Anleitung für den jeweiligen Abt, wie er seine Mönche zu lehren hat und auf welche Aspekt er besonders achten muss. Außerdem fällt es hier noch auf, dass er auch gerne Metapher zum Gegenstand seiner Regel macht. Dadurch werden die Thesen noch verstärkt und der Abt erhält so einen sinnvollen Vergleich und kann sein Entscheidungen darauf zurückführen. Weiterhin wird deutlich, dass Benedikt Aussagen aus ganz unterschiedlichen Stellen der Bibel mit einfließen lässt. Es ist egal ob sie aus dem neuen oder alten Testament kommen, denn nur der Sinn der Regel ist wichtig.