2. Die Furcht vor den Göttern
Der Grund für die Furcht vor den Göttern kommt von dem alten Götterbild der griechischen Religionen oder Mythen, dass die Götter für Neid und Missgunst zuständig sind. Die Menschen sehen sich als Opfer der Götter, und wollen diese mit Gebeten und Bitten dazu bringen, ihnen nichts anzutun.
3. Die Unklarheit über Lust und Unlust
Eudoxos sagte, jedes Lebewesen strebt nach Befriedigung seiner Lust und nach Beiseitigung des Schmerzes. Das gilt für Mensch und Tier, wird jedoch zum höchsten Gut des Menschen gemacht. Seine Gegner behaupten jedoch, es sei nicht möglich, eine Begebenheit von Mensch und Tier zum höchsten Willen des Menschen zu erklären. Sie sagen, die Lust gehört keineswegs zum Wesen des Menschen.
Die Menschen waren verwirrt.
(Eudoxos (408-355 v. Chr.), griechischer Astronom und Mathematiker, der bedeutende Beiträge zur Geometrie lieferte.)
Um die 3 Lebenswunden zu erklären, hat Epikur weitere Theorien aufgestellt:
Zu 1. Die Seelenlehre
Die Seele des Menschen besteht, wie alles andere auch, aus Atomverbindungen.
Es gibt vier verschiedene Seelenatome:
1. aura (windartig) 2. vapor (feuerartig)
3. aer (luftartig) 4. „namenloser“ (Träger der Wahrnehmung)
Außerdem gibt es 2 Seelenteile. Den Vernünftigen, er sitzt in der Brust, und es gibt ihn nur beim Menschen; den Unvernünftigen, er sitzt im ganzen Körper und ist auch im Tier vorhanden.
Furcht und Leidenschaften sind Krankheiten des vernünftigen Seelenteils.
Um den Menschen die Angst vor dem Tod zu nehmen, sagt er, nach dem Tod löse sich die Seele in ihre einzelnen Atome auf. Und wenn es unsere Seele nicht mehr gäbe, so gäbe es auch uns nicht mehr nach dem Tod. „Der Tod geht uns nichts an!“
→ Der Tod ist nicht zu fürchten, denn es ist kein Leben nach dem Tod denkbar, so kann weder Strafe noch Belohnung für das vergangen Leben möglich gemacht werden. Jede Erinnerung wird gelöscht.
Zu 2. Die Götterlehre
Epikur ist davon überzeugt, dass es Götter gibt. Sie leben jedoch in ihren eigenen Welten, in den Zwischenwelten. Dort leben sie in Glückseligkeit und Frieden, sie sind unsterblich. Ihr Leben ist vollkommen, denn sie empfinden keine Leidenschaften oder Ängste. Im Gegensatz zu den menschlichen Vorstellungen, interessieren sich die Götter nicht für die Menschen, sie spüren weder Zorn noch Sympathie den Menschen gegenüber, deshalb nützen auch Gebete und Bitten nichts. Sie üben auch sonst keinen Einfluss auf das menschliche Schicksal aus.
Gegensätze in Epikurs Götterlehre:
- Alles ist aus Atomen, auch Götter, alles stirbt: Götter sind unsterblich?!
- Lust und Schmerz gehören zusammen, auch für Götter: Götter leben unendlich glücklich
- Erkenntnisquelle: sinnliche Wahrnehmung: niemand hat Götter je gesehen.
Zu 3. Die Lust
Die Lust (griech. Hedoné) ist das höchste Gut und der Schmerz das größte Übel des Menschen. Doch muss die Lust vom Verstand gesteuert werden, da der Mensch sonst das Gegenteil verspüren würde.
Die Vernunft hilft dem Menschen, so Epikur, sich von Ängsten, Begierden und anderen Leidenschaften zu lösen. Dies geht dadurch, indem der Mensch Lust und Unlust abwägt und beurteilt, was für seine Zukunft folgen wird. Die richtige Abmessung ist die Einsicht, die Quelle aller Tugenden. Sie dient dem Interesse des Individuums. Glückseligkeit und Zufriedenheit ist das höchste Ziel des Lebens.
Epikur teilt die Begierden in 2 Teile: die natürlichen und die eitlen, die keiner Befriedigung benötigen. Selbst die Natürlichen können in wichtig und weniger wichtig unterteilt werden. Wichtig ist zB. Die Schmerzlosigkeit und Lebenserhaltung, Unwichtig ist der Geschlechtstrieb, der ja nicht unbedingt befriedigt werden muss.
Eitle Begierden: Karrierestreben, Streben nach Ruhm und Reichtum
Daraus folgt, dass das Glück des Menschen in einem maßvollen Lebensgenuss, Schmerzfreiheit, Ungestörtheit des Geistes (griech. Ataraxia) und der Ruhe der Seele besteht.
Tugenden sind nur Mittel zur Lust, nicht (wie in der Stoa) erstrebenswert an sich.
II. Die Erkenntnistheorie
Die einzige Möglichkeit zur Erkenntnis ist die sinnliche Wahrnehmung.
Es gibt 3 Arten:
- körperliche Wahrnehmung der fünf Sinne
- innere Wahrnehmung
- Empfindung der Gefühle
Bei der Wahrnehmung ist allein das beobachtende Objekt aktiv, es löst von seiner Oberfläche feine Atomschichten, die in die passenden Hohlräume des Betrachters eindringen, und erzeugen so im Auge Bilder.
Erkennt man später, dass die Sinneswahrnehmung falsch war, so ist es einzig und allein der Fehler des Verstandes, der aus der richtigen Wahrnehmung etwas Falsches gemacht hat. Deshalb ist es immer am Besten, ein Objekt ganz aus der Nähe zu betrachten.
Fantasien, Traumbilder und Wahnvorstellungen sind allein der inneren Wahrnehmung zuzuschreiben. Sie entstehen durch Atomverbindungen im leeren Raum, sind aber zu fein um auf die äußeren Sinnesorgane zu wirken.
Mehrfache Wiederholungen von gleichen Wahrnehmungen führen zu Allgemeinvorstellungen, die zu Meinungen führen, die dann wieder durch Wahrnehmungen bestätigt werden müssen. Den Vorgang nennt man Sensualismus.
Epikurs Lehre:
- Der Tod ist ohne Schrecken
- Der Tod geht uns nichts an.
- Das Gute ist leicht zu erwerben
- Das Schlimme ist leicht zu ertragen.
Titus Lucretius Carus
* 95 v. Chr. (97 v. Chr.)
+ 55 v. Chr. (53 v. Chr.)
Lukrez war überzeugter Vertreter des Epikurismus. Er verteidigte als Einziger das geschlossene epikureische Weltbild.
In „De rerum naturam“ (6 Bücher) beschreibt Lukrez die Naturlehre Epikurs.
Er will den Menschen die Angst vor dem Tod und den Göttern nehmen.
- Die Philosophische Grundaussage ist auf Epikur zurückzuführen:
Nichts entsteht aus nichts, und nichts kann zu nichts vergehen.
Das Leben besteht aus der Gegenwart, dem JETZT. Ziel des Lebens ist es, es zu nutzen und nicht verängstigt zu sein, denn nicht die Dauer, sondern das Erfülltsein macht das Leben aus.
Der Körper kann nicht von Göttern geschaffen sein, denn er ist unvollkommen, er besteht aus vergänglichen Teilen. Götter existieren in ihrer „eigenen Welt“, haben unabhängiges Glück und kümmern sich nicht um die Menschen.
Ab dem 15. Jahrhundert interessieren sich besonders die Materialisten für sein Denken. (17. / 18. Jahrhundert), denn für sie ist alles Geschehen physikalisch erklärbar; es existiert kein geistiges oder göttliches Prinzip.
Pierre Gassendi (1592-1655) versuchte die Grundlagen von Epikur und Lukrez mit der Kirche zu verbinden. Er sagte, die Atome sind von Gott geschaffen, und er glaubte an die Unsterblichkeit der Seele.
Erst im 20. Jahrhundert wurde Epikurs Theorie der Unteilbarkeit der Atome widerlegt.