Weder der Kronprinz noch seine Frau hatten eine Vorliebe für den steifen, höfischen Baustil und fanden ihn nicht mehr zeitgemäß.
Die Entwürfe der Architekten der Hofbehörde entsprachen nicht den Wünschen von Cecilie und Wilhelm, deshalb wurde der Bauauftrag dieser Hofbehörde entzogen. Der Bauauftrag ging nun an selbstständigen Architekten Paul Schultze- Naumburg(1869-1949).
Die Planungen für Cecilienhof entstanden mit enger Abstimmung mit den künftigen Bewohnern und so kann eine Reise des Kronprinzenpaares nach England im Juni 1911 Anlass gewesen sein, dem neuen Schlossbau den Charakter eines englischen Landhauses zu geben.
Zu seinem 31. Geburtstag 1913 legte der Kronprinz den Grundstein für das Schloss Cecilienhof.
In unregelmäßigen Abständen besichtigte das Kronprinzenpaar den Bauplatz. Das Thronfolgerpaar achtete auf die kleinsten Einzelheiten, so entstand zum Beispiel auf Wunsch des Kronprinzens die zum See gerichtete Erkerfront des Schlosses.
Beim Bau des Schlosses bestand das größte Problem des Architekten darin, den großen Platzbedarf der Hofhaltung in die Form eines privaten Landhauses zu bringen. Schulze- Naumburg löste seine Aufgabe glänzend.
Die 176 Räume über 100 m Frontlänge wird gut verdeckt durch die asymmetrische Anordnung der Gebäudeflügel um insgesamt 5 Höfe.
Im August 1914 war der Rohbau vollendet und die Arbeiter begangen das Dach zu decken.
( Bild Rohbau )
Nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges befahl das Hofbauamt die Bauarbeiten einzustellen, nur wenige Handwerker blieben zurück um den Rohbau zu sichern.
Da aber das Ende des Krieges nicht absehbar war und der Rohbau zu verwahrlosen drohte, beschloss man im Frühjahr 1915 weiterzubauen.
Durch den Krieg und den dadurch entstandenen Mangel an Arbeitskräften und Baumaterial verzögerte sich die Fertigstellung um ein Jahr.
Erst im August 1917 konnte die Kronprinzessin mit ihren Kindern einziehen, erst jetzt erhielt das Schloss seinen Namen „Schloss Cecilienhof“.
Über dem Tudorbogen der großen Toreinfahrt kündet das Allianzwappen mit preußischem Adler und mecklenburgischem Büffelkopf von der Verbindung der beiden Fürstenhäuser und auf den beiden Zierschornsteinen wiederholen sich diese Motive. ( Bild Torbogen)
Die äußere Gestaltung ist vielfältig gegliedert zum Beispiel durch den Wechsel von Giebel und Traufe, durch Wandflächen aus Stein, Putz oder unterschiedlichen Fachwerkmustern (Bild) und auch durch die aufwändig verzierten Schornsteine, die zum Teil nur Attrappen sind (Bild).Dadurch passt sich das Schloss harmonisch in den Landschaftsgarten am Südwestufer des Jungfernsees ein.
Innere Gestaltung des Schlosses
Das geräumige Schloss mit seinen 176 Räumen war mit dem modernsten technischen Komfort ausgestattet, zum Beispiel konnte durch eine Zentralheizung das Schloss auch im Winter bewohnt werden.
Vom modernen Geschmack zeugen auch jeweils die Bäder des Kronprinzenpaares.
( Bild Bad)
Wesentliche Räume sind der Musiksalon, das Schreibkabinett, die Schlafzimmer, der Rauchsalon, die Bibliothek und das Frühstückszimmer (Bild).
Eines der interessantesten Zimmer ist die so genannte „Schiffskabine“. (Bild) Die Leidenschaft für die Seefahrt übte einen entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung des privaten Wohnbereiches von Kronprinzessin Cecile aus. Das von Paul Ludwig Troost gestaltete Zimmer spiegelt eine Kabine des deutschen Luxuspassagierdampfers „Columbus“ wieder. Decke und Wände als auch das Mobiliar bestehen aus lackiertem Kiefernholz. Außerdem zählen zu den Besonderheiten des Zimmers die Attrappe eines schrägen Mastes, ein Fenster in Form eines Bullauges sowie eine kleine Treppe über die man direkt in das Schlafzimmer der Kronprinzessin gelangt.
Der historisch wertvollste Ort des Schlosses ist die Wohnhalle mit dem Konferenzsaal.(Bild)
Die sich über zwei Geschosse erstreckende Wohnhalle ist 12 Meter hoch und wird durch eine Holzbalkendecke überwölbt. Da sie wie ein umgedrehter Schiffsrumpf wirkt, kommt auch hier die Begeisterung der Kronprinzessin für die Seefahrt zum Ausdruck. Die anscheinend so mächtigen Balken sind jedoch mit Brettern verkleidet und täuschen ein echtes Gebälk nur vor. Auch in diesem Raum sind die Wappen der beiden Dynastien als Schmuck angebracht. Das über beide Etagen reichende Erkerfenster besteht aus 98 bleiverglasten Scheiben.
Historische Bedeutung erlangte das Schloss Cecilienhof als Tagungsort der Potsdamer Konferenz(17. Juli – 2.August 1945), dabei diente die Wohnhalle als Konferenzsaal. Insgesamt 36 Räume wurden für die Abordnungen der Siegermächte durch die Rote Armee vorbereitet.
An dem großen runden Tisch des Konferenzsaals, der dafür extra in Moskau angefertigt wurde, nahmen zu den Plenarsitzungen die 15 ranghöchsten Vertreter der Siegermächte Platz.
Die Staatschefs (Churchill, später Attlee, Truman, Stalin)(Bild) saßen auf besonderen Stühlen mit Armlehnen, daneben die Außenminister(James F. Byrnes, Anthony Eden und Wjatscheslaw Molotow) Dolmetscher und Berater. Für weitere Diplomaten aus dem teilnehmen Ländern war ein zweiter Stuhlkreis vorgesehen, für die Protokollführer standen drei Schreibtische bereit. Presse war nicht zugelassen. (Bild)
In den angrenzenden Räumen hatte man Arbeits- und Besprechungszimmer der Delegationen eingerichtet. Diese Arbeitsräume hatten jeweils einen separaten Zugang zum Konferenzsaal und aus Sicherheitsgründen noch einen weiteren Ausgang.
Das ehemalige Rauchzimmer des Kronprinzen stand den amerikanischen Teilnehmern zur Verfügung, die kronprinzliche Bibliothek war für die Briten reserviert und die Räume östlich der großen Halle nutzte die sowjetische Delegation. (roter Salon = Schreibzimmer der Kronprinzessin)
Im großen Innenhof sieht man noch Heute wie zu Zeiten der Potsdamer Konferenz den Sowjetstern in Gestalt eines Beetes aus roten Geranien. (Bild)
Ein Hauptprinzip der Verhandlungen stellte die gemeinsame Verantwortung für einen zukünftigen Weltfrieden dar. Schwerpunkte für die politische und wirtschaftliche Behandlung Deutschlands bildeten die berühmten vier „D’s“: Denazifizierung, Demilitarisierung, Demokratisierung und Dezentralisierung der Wirtschaft, damit von deutschem Bode nie wieder die Gefahr eines Krieges ausgehen konnte.
Am 2. August 1945 um 0:30 Uhr endete das Gipfeltreffen mit der Unterzeichnung einer „Mitteilung über die Drei Mächte Konferenz von Berlin“ durch Truman, Attlee und Stalin. Frankreich erklärte sich am 7. August 1945 mit dem Inhalt des Protokolls einverstanden.
Das Kommuniqué ist das bekannteste Dokument zur Nachkriegsordnung in Deutschland und der Welt und ging als „Potsdamer Abkommen“ in die Geschichte ein.
Nutzung des Schlosses
Obwohl die Familie des Kronprinzen nach der Abdankung im Jahre 1918 lebenslanges Wohnrecht erhielt kam es durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges anders.
Der Ex-Kronprinz befand sich bereits seit Januar 1945 auf einer Kur, seine Frau Cecilie verließ am 1. Februar 1945 angesichts der herannahenden Roten Armee mit den Kindern das Schloss. Für kurze Zeit arbeitete noch die jüngste Tochter Cecilie in dem im Schloss eingerichteten Kinderhospital.
Am 27. April 1945 wurde Cecilienhof von Sowjetischen Truppen besetzt. Die Möbel wurden ausgelagert und sind zum größten Teil verbrannt, wurden zu Brennholz zerhackt, verschenkt oder verkauft. Nur wenige Stücke der Originalausstattung sind erhalten geblieben.
Bis 1952 diente das Schloss als Erholungsort für sowjetische Offiziere. Am 10. Januar 1952 wurde Cecilienhof von der sowjetischen Besatzungsmacht an die damalige Landesregierung von Brandenburg übergeben und eine Gedenkstätte mit Ausstellung eingerichtet.
Außerdem wurden Teile des Schlosses als Hotel eingerichtet.
Auch Heute ist Cecilienhof ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen aus der ganzen Welt.
( Bild Hotel, Gesamtansicht)