Nach einigen Monaten erkennt Eibenschütz, dass seine Frau ihn betrügt, und als aus diesem Ehebruch ein Kind hervorgeht, entfernt Eibenschütz sich von ihr - bleibt oft tagelang von ihr fern, und bekommt beide, sie und das Kind, kaum zu sehen. Statt zu Hause zu sein, bleibt er oft in der Grenzschenke - er hat sich in Euphemia verliebt. Eines Tages wird Jadlowker verhaftet, und Eibenschütz nützt diese Gelegenheit und genießt einen Sommer lang mit Euphemia das Glück der Liebe. Als sie sich jedoch von ihm abwendet, und seine Frau Regina und das Kind an einer Choleraepidemie sterben, verfällt er mehr und mehr dem Alkohol. Jadlowker nützt die Choleraepidemie, um aus dem Gefängnis zu entkommen und entschließt sich den verhassten Eibenschütz, der einzige der ihm sein Leben erschwert, zu erschlagen. Im Sterben träumt Eibenschütz, selbst Händler mit falschen Gewichten zu sein, welcher dem großen Eichmeister Rede und Antwort stehen muss – wie vor dem jüngsten Gericht. Dieser große Eichmeister kommt zur Schlussfolgerung, dass die Gewichte des Eibenschütz falsch aber dennoch richtig sind.
Charaktere
Anselm Eibenschütz der Protagonist der Geschichte, ist ein ehrlicher Mann, der fest an das Gesetz glaubt. Da er äußerst pflichtbewusst ist, verlässt er seiner Frau zuliebe den geliebten Militärdienst und nimmt die Stelle eines Eichmeisters an – auch wenn er eigentlich unglücklich mit dieser Situation ist, geht er seinen Pflichten als Ehemann und Beamter gewissenhaft nach. Als er den Ehebruch seiner Frau aufdeckt, und erfährt dass diese ein uneheliches Kind erwartet, verlässt er sie jedoch. Erst beginnt damit die Zeit seines Glückes: Jadlowker wird verhaftet und darauf folgt die Affäre mit Euphemia; diese Zeit hält jedoch nicht lange an und der Verfall des Eibenschütz beginnt. Denn am Ende verliert er nicht nur Euphemia an einen anderen, sondern seine Frau und ihr Kind sterben an einer Choleraepidemie.
Er verfällt dem Alkohol, wird depressiv und selbst seine Arbeit, der er früher immer so pflichtbewusst nachgegangen ist, erscheint nicht mehr wichtig. Schlussendlich ermordet ihn Jadlowker, den er des Gesetzes wegen hinter Gitter gebracht hatte. Im Sterben träumt er davon, ein Kaufmann mit falschen Gewichten zu sein, über den ein großer Eichmeister richtet, der schließlich feststellt, dass alle seine Gewichte falsch sind, aber dennoch alle richtig.
Damit möchte Roth möglicherweise andeuten, dass es im Leben nicht immer ein „richtig“ oder ein „falsch“ gibt, und das Handlungen keine einseitigen Konsequenzen mit sich ziehen. Zum Beispiel, dass Eibenschütz vielleicht richtige Entscheidungen bezogen auf das Gesetz getroffen, damit aber gleichzeitig andere Menschen um ihren Lebensunterhalt gebracht hat.
Leibusch Jadlowker ist weder pflichtbewusst und ehrlich noch achtet er das Gesetz. Er ist ein sprichwörtlicher Halunke und Mörder. Seine Grenzschenke ist Anlaufstelle für alles Gesetzlose. Von Anfang an empfindet er Hass gegen den ehrlichen Eibenschütz. Jadlowker wird zwar wegen Gotteslästerung eingesperrt, entkommt dem Gefängnis jedoch wieder, indem er seinen eigenen Tod während der Choleraepidemie vortäuscht und eine falsche Identität annimmt. Da der einzige, der ihn noch als Jadlowker kennt und daher verraten könnte Eibenschütz ist, entschließt er sich diesen einfach zu erschlagen.
Jadlowker kann man als den Antagonist dieser Geschichte bezeichnen, wobei Roth keine klaren Konturen bezogen auf „gut“ und „böse“ zieht, denn die Figuren sind oft ihr eigener Gegenspieler.
Euphemia ist eine Zigeunerin und die Freundin des Jadlowker. Als dieser jedoch eingesperrt wird, geht sie eine Liebesbeziehung mit Eibenschütz ein, der sich, wie sie natürlich wusste, bereits beim ersten Anblick in sie verliebt hatte. Sie verlässt Eibenschütz nach einem Sommer wieder. Die Liebesbeziehung bedeutete ihr nicht das, was sie Eibenschütz bedeutet hatte. Nach dieser Trennung kommt Eibenschütz immer noch jeden Tag in die Grenzschenke, wo sie lebt - sie ist seinen Gefühlen, und seinem Verfall gegenüber gleichgültig.
Der Titel „das falsche Gewicht“ kann als Symbol für „Bedeutung“ oder „Wichtigkeit“ interpretiert werden. Eibenschütz, zum Beispiel, hat den falschen Personen und Gefühlen Bedeutung zugeschrieben und ist falschen Idealen gefolgt. So gab er zum Beispiel dem Gesetz, anstatt der Menschlichkeit, Priorität.
Das Buch überzeugt besonders durch die Sprache und die Art wie Roth es versteht die Charaktere darzustellen – er schildert ihre Gedanken und Vorstellungen, und formt daraus eine äußerst reale und auch melancholische Geschichte.
An sich ist die Geschichte zwar bezogen auf den Schauplatz eher veraltet, jedoch nicht bezogen auf die angesprochenen Themen wie „Korruption, Mord, Liebe, Richtig/Falsch oder Wahre Werte im Leben“ – daher kann man dieses Buch durchaus als aktuell bezeichnen. Außerdem merkt man, dass der Schauplatz – eine Provinz in der verfallenden habsburgerischen Monarchie – einmal existierte und dass Roth teilweise selbst erlebtes wiedergibt.
Auf Grund dessen kann ich dieses Buch weiter empfehlen - und gewählt habe ich dieses Buch, da ich bereits andere Bücher von Roth gelesen habe, die mich ebenso begeistert haben.